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Preußen aufmarschierten, spielten die Kapellen das Lied: „Ich bin
ja, Herr, in deiner Macht." Tie Russen benahmen sich so unge¬
schickt, daß sie bald in Verwirrung gerieten, und nun brachen die
preußischen Reiter in ihre verwirrten Glieder ein und hieben ohne
Barmherzigkeit alles nieder, was nur ihr Schwert erreichen
konnte. Am meisten tat sich hier wieder Seydlitz hervor; bald sah
man ihn hier, bald dort, alles vor sich niederwerfend und in die
dichtesten Haufen eindringend. Tie Preußen richteten ein grä߬
liches Blutbad an. Aber solchen Feind hatten sie auch nie vor sich
gehabt. Wenn auch schon die Linien der Russen in Verwirrung
aufgelöst waren, so blieben doch die einzelnen wie Bildsäulen unbe¬
weglich stehen, sobald sie ihre Patronen verschossen hatten, und
ließen sich, wie gefühllos, ruhig niederstoßen. So sah man ganze
Reihen leblos auf der Erde liegen. Andere sielen über das Gepäck
her, plünderten die Marketenderwagen und betranken sich in dem
dort gefundenen Branntwein. Zwar ließen ihre Offiziere den
Fässern den Boden anschlagen, aber das half wenig; denn die Sol¬
daten warfen sich nun der Länge lang auf den Boden. um den
köstlichen Nektar noch aus dem Staube auszuschlürfen.
Nachdem beide Teile kein Pulver mehr hatten, stießen sie mit
Kolben, Bajonnetten und Säbeln wütend aufeinander los, und die
Erbitterung war so groß, daß selbst Schwerverwundete noch darauf
dachten, die naheliegenden Feinde zu ermorden. So fand man einen
tödlich verwundeten Russen, der auf einem sterbenden Preußen lag
und ihn noch mit seinen Zähnen zerfleischte, und der Preuße mußte
hier zu ihm und fragte ihn: „Ew. Majestät, was macht denn mein Mann,
der Unteroffizier Bindar. bei dem und dem Regimente?" — „Ich kenne ihn
wohl!" antwortete Friedrich gütig; „er ist, gottlob, noch gesund." — „Na, grüßen
Sie ihn mir doch viel tausendmal," sprach sie weiter und überreichte dabei
dem Könige einen Brotkuchen, den sie für „ihren lieben König" gebacken habe.
Friedrich nahm das Geschenk der guten Frau freundlich an.
\5U ökr Nacht vor der Schlacht ruhte er nur einige Stunden auf einem
Lehnstuhle in einer Mühle (der Stuhl wird noch ausbewahrt). Als er am
Morgen aus dem Hause unter die ihn erwartenden Generale und Adjutanten
trat, grüßte et sie freundlich und rief: „Guten Morgen. Messieurs! Ich
gratuliere! Tie Schlacht ist gewonnen."
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