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sichere Geleit, so sehr auch der päpstliche Gesandte ihm zuredete,
einem Ketzer brauche man sein Wort nicht zu halten. Er ant¬
wortete dem Legaten mit Festigkeit: „Ich habe keine Lust, wie
einst Sigismund zu erröten!" Dagegen wurde Luther in die Reichs¬
acht getan. Es hieß in dem vom päpstlichen Legaten entworfenen
Beschlusse, Luther habe nicht als Mensch, sondern als der böse
Feind in Gestalt eines Menschen mit angenommener Mönchskutte
vieler Ketzer lauge Zeit verborgen gebliebene, verdammte Ketzerei
in eine stinkende Pfütze gesammelt und selbst etliche von neuem
erdacht. Darum solle nun, vom 14. Mai an. niemand diesen
Luther hauten, Höfen, atzen, tränken, und seine Bücher solle nie¬
mand kaufen, verkausen, lesen, behalten, abschreiben, drucken oder
abschreiben und drucken lassen.
Zum Glück war Luther, als dieser Beschluß bekannt gemacht
wurde, schon an einem Orte, wo ihm seine Feinde nichts Böses
zufügen konnten, und überhaupt hat sich auch nachher niemand an
den Wormser Beschluß gekehrt. Luther reiste wohlgemut nach
Hause, ebenso geehrt als bei seiner Hinreise. Als er nach Eisenach
aus dem Hauptwege abbog, um seine lieben Verwandten in nnd
um Möra zu besuchen, siehe, da sprengten plötzlich einige verkappte
Reiter herbei (es waren Hans von Berlepsch, Amtshauptmann des
Schlosses Wartburg, und Burkard von Huud, Herr zu Altenstein,
nebst zwei Knechten), hoben ihn aus dem Wagen, setzten ihn aus
ein Pferd und jagten mit ihm waldeinwärts, bis sie erst um
11 Uhr abends am Fuße eines Berges still hielten, aus dessen
Spitze ein altes Ritterschloß lag. Es war die Wartburg, dicht
bei Eisenach. Hier wurde er eingesperrt; aber er merkte bald,
daß man es nicht böse mit ihm meine, und daß sein gütiger Landes¬
herr, der Kurfürst, das so veranstaltet habe, daß seine Feinde ihn
nicht ermordeten, sondern ihn nach und nach vergessen möchten.
Daher wurde Luther hier auch recht gut gehalten, bekam gut zu
essen und zu trinken, konnte machen, was er wollte, auch auf die
Jagd gehen; aber außer Berlepsch wußte hier niemand, wer er
eigentlich sei; man nannte ihn nur den Ritter Jürgen. Auch mußte
er seine Kleidung mit einem Wams vertauschen und sich Haar und