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wandte sich nun nach Jerusalem, wo das heilige Grab war.
Als sie die Anhöhe erreichten, von der aus Jerusalem zuerst
sichtbar wird, traten ihnen Thränen der Freude in die Augen,
andächtig fielen sie auf die Knie und lobten Gott, daß er sie
so weit gebracht habe. Aber die Eroberung der Stadt war
eine schwere Aufgabe für das erschöpfte Pilgerheer. Ohne
Belagerungsmaschinen konnte an keinen Sturm gedacht werden.
Erst als in der Hafenstadt Joppe ein Schiff aus Genua
einlief, auf dem sich Lebensmittel, Arbeitsgeräte und Werk¬
meister befanden, konnte man hoffen, daß die Belagerung
Erfolg haben werde. Die Mauerbrecher und W a n-
d e l t ü r m e leisteten vortreffliche Dienste. Mauerbrecher
nannte man nämlich große Bohrer, welche mit Hilfe mächtiger
eiserner Schrauben in die Mauer gebohrt wurden. Die
Wandeltürme warnt hohe Brettergerüste, stark und fest ge¬
baut, worin viele Krieger Platz hatten. Innen war eine
Treppe angebracht, damit man hinauf und hinabsteigen
konnte. Diese Türme wurden in gleicher Höhe mit der
Stadtmauer ausgeführt, so daß es den Kriegern möglich
war, von dem Wandelturm aus mit Hilfe einer Brücke
auf die Mauer und von da in die Stadt zu kommen. Man
hatte auch noch andere Belagerungsmaschinen, Widder¬
köpfe, so genannt, weil sie ungefähr so aussahen wie
Köpfe mit krummen Hörnern. Diese krummen Hörner
waren von Eisen, hingen mit großen eisernen Ketten in
erneut feste» Balkengerüste und wurden so nahe als möglich
an die Stadtmaner gebracht und hin und her gestoßen, wodurch
zuletzt auch die festeste Mauer zerstört wurde. Natürlich
machten die belagerten Türken es den Kreuzfahrern nicht
leicht, alle diese Mittel in Anwendung zu bringen, sondern
verteidigten sich mit außerordentlicher Tapferkeit. Aber am
dreißigsten Tage der Belagerung mußte sich die Stadt er¬
geben, und die Kreuzfahrer hatten das Ziel ihrer heißesten
Wünsche erreicht. Leider war ihr Einzug nicht so, wie er