Full text: Bilder aus der mittleren Geschichte (Th. 2)

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wandte sich nun nach Jerusalem, wo das heilige Grab war. 
Als sie die Anhöhe erreichten, von der aus Jerusalem zuerst 
sichtbar wird, traten ihnen Thränen der Freude in die Augen, 
andächtig fielen sie auf die Knie und lobten Gott, daß er sie 
so weit gebracht habe. Aber die Eroberung der Stadt war 
eine schwere Aufgabe für das erschöpfte Pilgerheer. Ohne 
Belagerungsmaschinen konnte an keinen Sturm gedacht werden. 
Erst als in der Hafenstadt Joppe ein Schiff aus Genua 
einlief, auf dem sich Lebensmittel, Arbeitsgeräte und Werk¬ 
meister befanden, konnte man hoffen, daß die Belagerung 
Erfolg haben werde. Die Mauerbrecher und W a n- 
d e l t ü r m e leisteten vortreffliche Dienste. Mauerbrecher 
nannte man nämlich große Bohrer, welche mit Hilfe mächtiger 
eiserner Schrauben in die Mauer gebohrt wurden. Die 
Wandeltürme warnt hohe Brettergerüste, stark und fest ge¬ 
baut, worin viele Krieger Platz hatten. Innen war eine 
Treppe angebracht, damit man hinauf und hinabsteigen 
konnte. Diese Türme wurden in gleicher Höhe mit der 
Stadtmauer ausgeführt, so daß es den Kriegern möglich 
war, von dem Wandelturm aus mit Hilfe einer Brücke 
auf die Mauer und von da in die Stadt zu kommen. Man 
hatte auch noch andere Belagerungsmaschinen, Widder¬ 
köpfe, so genannt, weil sie ungefähr so aussahen wie 
Köpfe mit krummen Hörnern. Diese krummen Hörner 
waren von Eisen, hingen mit großen eisernen Ketten in 
erneut feste» Balkengerüste und wurden so nahe als möglich 
an die Stadtmaner gebracht und hin und her gestoßen, wodurch 
zuletzt auch die festeste Mauer zerstört wurde. Natürlich 
machten die belagerten Türken es den Kreuzfahrern nicht 
leicht, alle diese Mittel in Anwendung zu bringen, sondern 
verteidigten sich mit außerordentlicher Tapferkeit. Aber am 
dreißigsten Tage der Belagerung mußte sich die Stadt er¬ 
geben, und die Kreuzfahrer hatten das Ziel ihrer heißesten 
Wünsche erreicht. Leider war ihr Einzug nicht so, wie er
	        
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