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die Rache lieber als das Lösegeld; sie warfen den jungen
viemndzwanzigjährigen Fürsten in den Kerker und wollten
ihn darin bis zu seinein Tode halten. Enzios ritterlicher
Mut, seine Liebenswürdigkeit und Schönheit hatten ihm viele
Freunde erworben; diese schielten sich an, den Königssohn
durch List zu befreien. Sie wußten es zu veranstalten, daß
man Enzio, in einem leeren Weinfasse versteckt, zuni Gefäng¬
nis hinansrollte. Auf dem Markte aber bemerkte eine Schild¬
wache, daß eine blonde Locke zum Fasse hinaushing. „Das
ist ja eine Locke, ganz so wie die des schönen Enzio,"
sagte die Schildwache, „dies Faß Wein muß untersucht
werden"; es geschah, man fand den armen Enzio und schleppte
ihn in den Kerker zurück, wo er zweiundzwanzig Jahre zu¬
brachte, bis der Tod ihn erlöste. Der Kaiser, dem bei der
großen Zahl seiner Feinde Zeit und Macht fehlte, den Ge¬
fangenen mit Gewalt zu befreien, nahm sich das traurige
Schicksal seines Sohnes so zu Hetzen, daß er heftig erkrankte.
Ebenso hart wie die Gefangennahme Enzios traf den Kaiser
die Entdeckung, daß sein vertranter Freund Peter von
Vinea ihn habe vergiften wollen; auf folcheu Uudauk war
er nicht vorbereitet gewesen. Alle diese Vorfälle untergruben
seine Gesundheit; dennoch stand er mit männlichem Mut
und führte feine gerechte Sache mit Glück. Dem ungerechten
Papst wäre es schlimm ergangen, wenn nicht der Tod dem
Kaiser das siegreiche Schwert ans der Hand genommen hätte.
Friedrich der Zweite verschied im sechsnndfünfzigsten Lebens¬
jahre. Nun triumphierte Juuoceuz; er hatte sich mit dem
Kaiser auch nicht aussöhnen wollen, als dieser ans dem Sterbe¬
bette lag, ebensowenig schloß er Freundschaft mit Friedrichs
Sohne, Konrad, der feinen Vater nur um vier Jahre
überlebte. Von der edlen Familie der Hohenstaufen war jetzt
nur noch Einer am Leben, Konrads Sohn K o n r a d i n,
der bei feines Vaters Tode erst zwei Jahre zählte. Er
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