Full text: Bilder aus der mittleren Geschichte (Th. 2)

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wuchs daheim unter ber Pflege seiner Mutter auf, während 
das deutsche Vaterland unter allen Schrecken des Bürger¬ 
krieges seufzte. 
Die deutschen Ordensritter gründen Preußen. 
Als es für den deutschen Ritterorden in Palästina nichts 
mehr zu thun gab, tarnen seine Mitglieder auf den löblichen 
Gedanken, daß es wohl ein ebenso gottgefälliges Werk sein 
dürfte, anstatt mit den Türken zu kriegen, die Heiden im 
Norden Deutschlands zu bekehren und dem Reiche zu 
unterwerfen. Zu Ansang des dreizehnten Jahrhunderts zog 
also eine Anzahl deutscher Krieger von Jerusalem in die 
Wälder Preußens, wo damals ein heidnischer Volks- 
stamin lebte, der noch eine sehr geringe Bildung besaß. Die 
Ordensritter bekamen ein schweres Stück Arbeit, als sie es 
auf sich nahmen, diese wilden Preußen zu Bildung und Ge¬ 
sittung zu führen. Ohne Kamps ging das freilich nicht ab, 
denn die Preußen wollten ihren Glauben und ihre Gebräuche 
nicht gutwillig ausgeben. Dennoch gelang es dem unermüd¬ 
lichen (Stfer der Ordensritter, sie allmählich in Sitten, Glau¬ 
ben und Sprache den anderen Deutschen gleich zu machen. 
Es wuchsen mit ber Zeit im Preußenlande viele blühende 
Städte empor, so Thorn, Elbing, Kulm, Königsberg. An 
der Spitze des deutschen Ordens stand zuerst Hermann 
von Salza, ein Ritter ebenso mutig in der Schlacht, wie 
weise und klug im Rate. Er wußte dem Order: solches An¬ 
sehen zu verschaffen, daß dessen Besitzungen sich von Jahr zu 
Jahr vergrößerten. In die neu gegründeten Städte berief 
man deutsche Handwerker, die die Preußen in allerhand nütz¬ 
lichen Fertigkeiten unterrichten mußten. Auch sorgte der 
Orden dafür, daß die Einwohner von deutschen Bauern den 
Landbau erlernten; ja sogar den Weinstock verpflanzte man
	        
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