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wuchs daheim unter ber Pflege seiner Mutter auf, während
das deutsche Vaterland unter allen Schrecken des Bürger¬
krieges seufzte.
Die deutschen Ordensritter gründen Preußen.
Als es für den deutschen Ritterorden in Palästina nichts
mehr zu thun gab, tarnen seine Mitglieder auf den löblichen
Gedanken, daß es wohl ein ebenso gottgefälliges Werk sein
dürfte, anstatt mit den Türken zu kriegen, die Heiden im
Norden Deutschlands zu bekehren und dem Reiche zu
unterwerfen. Zu Ansang des dreizehnten Jahrhunderts zog
also eine Anzahl deutscher Krieger von Jerusalem in die
Wälder Preußens, wo damals ein heidnischer Volks-
stamin lebte, der noch eine sehr geringe Bildung besaß. Die
Ordensritter bekamen ein schweres Stück Arbeit, als sie es
auf sich nahmen, diese wilden Preußen zu Bildung und Ge¬
sittung zu führen. Ohne Kamps ging das freilich nicht ab,
denn die Preußen wollten ihren Glauben und ihre Gebräuche
nicht gutwillig ausgeben. Dennoch gelang es dem unermüd¬
lichen (Stfer der Ordensritter, sie allmählich in Sitten, Glau¬
ben und Sprache den anderen Deutschen gleich zu machen.
Es wuchsen mit ber Zeit im Preußenlande viele blühende
Städte empor, so Thorn, Elbing, Kulm, Königsberg. An
der Spitze des deutschen Ordens stand zuerst Hermann
von Salza, ein Ritter ebenso mutig in der Schlacht, wie
weise und klug im Rate. Er wußte dem Order: solches An¬
sehen zu verschaffen, daß dessen Besitzungen sich von Jahr zu
Jahr vergrößerten. In die neu gegründeten Städte berief
man deutsche Handwerker, die die Preußen in allerhand nütz¬
lichen Fertigkeiten unterrichten mußten. Auch sorgte der
Orden dafür, daß die Einwohner von deutschen Bauern den
Landbau erlernten; ja sogar den Weinstock verpflanzte man