Full text: Bilder aus der mittleren Geschichte (Th. 2)

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in das rauhe Land, er gedieh so prächtig, daß der Wein der 
Ordensritter weit und breit berühmt wurde. Der Hochmeister 
der deutschen Ritter hatte die Würde eines Reichsfürsten, 
seine Residenz war das schone und starke Schloß Marien- 
b nrg, das noch heute als Meisterwerk altdeutscher Baukunst 
gilt. Besonders kunstvoll gebaut sind die zwei größten Säle 
dieses Schlosses, der Prachtsaal des Hochmeisters, Remter 
genannt, sowie die große Halle, in der sich täglich 
der Hochmeister mit seinen höchsten Beamten und die Or¬ 
densritter versammelten, um die Mahlzeiten gemeinschaft¬ 
lich einzunehmen, miteinander zu reden und ab und zu 
auch dem anregenden Schachspiel obzuliegen. Die ersten 
Ämter nächst dem Hochmeisteramt waren das des S ch a tz- 
m e i ft e r s, des M arschalls, der das Kriegswesen gu leiten 
hatte, des Spittlers, der für die Krankenpflege sorgte 
und des T r a p i e r s, dem die Aufsicht über die Kleidung 
gegeben war. Das äußere Abzeichen, an dem alle Ordens¬ 
ritter erkenntlich waren, bestand in einem weißen Mantel 
mit schwarze m Kreuz, daher sind schwarz und weiß noch 
heute die Farben des Königreichs Preußen. Unter dem Hoch¬ 
meister 33 i n r i ch von Kniprode, der dem Orden acht- 
undzwanzig Jahre vorstand, erlebte derselbe seine glanzvollste 
Zeit. Schulen entstanden, viele gelehrte Männer aus Deutsch¬ 
land ließen sich in Preußen nieder, Handel und Gewerbe 
blühten. Auch dem Auslande gegenüber stand der Orden so 
mächtig da, daß keins der Nachbarvölker, obwohl sie auf den 
großen Reichtum der Ritter neidisch waren, es wagte, mit 
ihnen Händel anzufangen. Später wurde das anders, der 
Orden wurde in viele Kämpfe mit den Polen verwickelt, 
in denen er meist den kürzeren zog. Die Ritter trugen 
selbst zum Teil die Schuld daran: denn durch ein üppiges 
Leben hatten sie sich verweichlicht und waren unfähig gewor¬ 
den, mannhaften Widerstand zu leisten. Im Jahre 1525 
11. 4*
	        
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