— 27 — 
verdienen. Es war gerade der Geburtstag des Königs, 
und Friedrich kniete nochmals nieder, um dem Vater zu 
seinem Geburtsfeste Glück zu wünschen. Da hob der 
Vater ihn auf und umarmte ihn zärtlich. Beide waren 
ausgesöhnt. 
Friedrich blieb noch einige Zeit in Küstrin. Im 
November desselben Jahres vermählte sich seine Schwester 
Wilhelmine. Da ließ der Vater den Prinzen nach Berlin 
kommen, trat am Vermählungstage plötzlich mit ihm in 
den Speisesaal und führte ihn der hochbeglückten Mutter 
mit den Worten in die Arme: „Da ist der Fritz." 
Bald darauf übergab ihm der König das Commando 
eines Regiments und kaufte ihm das Schloß Rheinsberg 
bei Ruppin. Dorthin zog der Kronprinz, der sich mittler¬ 
weile auch mit einer braunschweigischen Prinzessin ver¬ 
mählt hatte. Oft kam der König nebst Gemahlin nach 
Rheinsberg und verlebte bei dem Prinzen fröhliche Tage. 
Für Friedrich aber begann ein neues Leben, indem er sich 
hier seinen Lieblingsbeschäftigungen ungestört hingeben 
konnte. Ein Kreis geistvoller Freunde war um ihn ver¬ 
sammelt, Gelehrte, Offiziere, Maler und Musiker. Fried¬ 
rich studirte fleißig, machte französische Gedichte und ver¬ 
gnügte sich auf der Flöte. Aber auch die militärischen 
Anforderungen seines Vaters suchte er zu befriedigen, 
sein Regiment war das schönste und geübteste. 
Im Frühjahr 1740 erkrankte der König bedenklich; 
da ließ er den Kronprinzen zu sich nach Potsdam rufen. 
Friedrich fand den schwer erkrankten Vater auf einem 
Rohrstuhle im Garten sitzend. Der Vater streckte ihm tief¬ 
bewegt die Arme entgegen, und Friedrich sank weinend an 
sein Herz. „Es ist für mich ein großer Trost", sagte der 
König, „dich, meinen lieben Fritz, noch einmal zu sehen. 
Ich war oft strenge gegen dich, und du zürnest mir wohl?" 
„Nein!" erwiederte der Kronprinz unter Thränen, „wie 
könnte ich dem Vater zürnen, der es stets so gut mit mir 
und dem Lande meinte." „Wir irren alle", sagte der 
König, „ich habe mich in der Wahl der Mittel gewiß auch 
oft vergriffen. Ich hätte bei dir auch durch mildere Mittel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.