Von der Reformation bis auf die Gegenwart. 27
zum 24. Aug. 1572. wenige Tage nach der Hochzeit, daher „Pariser Bluthochzeit".
— Läuten der Louvre-Glocke. Ein Pistolenschuß. Coligny in seinem Zimmer er¬
mordet. Morden in den Straßen. ..Lasset Ader. Bürger! es ist im August so
heilsam wie im Mai." Auch Karl schießt unter die Hugenotten. Zwei Tage lan¬
ges Morden. Karl ergötzt sich am Anblick der Leichen. Ebenso in ganz Frank¬
reich. —
B. Heinrich IV. mußte zur katholischen Religion übertreten; er bestieg 1589 den
Thron Frankreichs; war ein ausgezeichneter Regent und erließ 1598 das Edikt von
Nantes, durch welches die Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten,
und machte so den blutigen Religionskriegen ein Ende. Er wollte, daß jeder Bauer
des Sonntags ein Huhn im Töpfe habe. Sein Minister der edle Sully. Leider
ward er schon 1610 von Franz Ravaillac ermordet. — C. Ihm folgte sein schwacher
Sohn Ludwig Xlll. für welchen anfangs seine Mutter Maria von Medicis die
Vormundschaft führte. Später stand an der Spitze des Staates der allmächtige
Minister Cardinal Richelieu, welcher die königliche Gewalt auf alle mögliche
Weise zu kräftigen suchte. D. Auf Ludwig Xlll. folgte sein unmündiger Sohn
Ludwig XIV. 1643—1715. für welchen anfangs seine Mutter, später der Minister
Mazarin die Regierung führten. Ludwig war mit hohen Anlagen begabt, männ¬
lich und schön, kräftig und tüchtig, handelte aber gegen fremde Völker ohne Ach¬
tung vor Verträgen. Im Innern besiegte er den Widerstand des Adels (Fronde).
Ohne alles Recht reißt er niederländische und deutsche Provinzen an sich (Stra߬
burg). Deutschland war zu schwach, um widerstehen zu können. (Die Türken dran¬
gen bis Wien vor, 1683; Ioh. Sobieski). 1685 hob er das Edikt von Nantes (tut.
Tausende von Protestanten wandern aus (nach Brandenburg und den Niederlanden).
An seinem Hofe sittenloses Leben. Verschwendung und kostspielige Kriege brachten
das Land in Noth und Schulden. Die glänzende Hofhaltung wurden an fremden
Höfen nachgeahmt. Französische Sprache und Sitte wird überall heimisch. Lud¬
wig liebte aber Kunst und Wissenschaft; Corneille, Racine, Möllere; sein Zeitalter
war das goldene Zeitalter der franz. Poesie. In den letzten Jahren führte er noch
den spanischen Erbfolgekrieg, 1701—1714, in welchem er anfangs die größten Ver¬
luste erlitt, später aber doch seinen Hauptzweck, die Einsetzung seines Enkels Phi¬
lipp auf den spanischen Thron, erreichte. Ihm folgte Ludwig XV., 1714—1774.
51, Der Abfall der Niederlande. A. Die Niederlande waren feit Alters
ein Bestandtheil des deutschen Reichs, im Mittelalter von Niederlothringen, später
von Burgund. Ais Karl der Kühue von Burgund gegen die Lothringer und
Schweizer 1477 bei Nanch Schlacht und Leben verlor, kamen sie an Oesterreich.
Nach Karls V. Abdankung gelangten die Niederlande in den Besitz seines Sohnes
Philipp 11. von Spanien. Dieser war finster, streng, ein Feind der Reformation
und aller Freiheiten seiner Länder. Besonders haßte er die Niederländer, _ wo die
Lehre Kalvins Eingang gefunden uud wo eine große Zahl blühender Städte sich
vieler von ihren früheren Fürsten erhaltenen Freiheiten erfreute. Um den katho¬
lischen Glauben wieder herzustellen, setzt er das Inquisitionsgericht ein. Un¬
zufriedenheit der Niederländer. An ihrer Spitze: Prinz Wilhelm von Nassau
und die Grafen Egmont und Hoorn. Die Bitte um Aufhebung des Ketzerge¬
richts ward vom König versagt. Dieser schickt Alba. Tausende starben ans dem
Scheiterhaufen, auch Egmont und Hoorn. Wilhelm von Nassau kehrt mit einem
Heere zurück; ein langjähriger Krieg beginnt. Wasiergenßen. ß. Die südlichen ka¬
tholischen Provinzen (Belgien) trennten sich von den nördlichen. Diese kämpften
fort und schlossen die Utrecht er Union zu gegenseitiger Hilfe. 1581 erklärten
sie sich für unabhängig; der neue Staat nannte sich Republik der vereinigten
Niederlande. Wilhelm wurde Statthalter. 1584 ermordet. Sein Sohn Mo¬
ritz setzt als Statthalter den Kamps fort. Philipps il. Sohn, Philipp 111. schließt
1609 einen Waffenstillstand auf 12 Jahre; im Wests. Frieden erkannte Spanien
die Niederlande als unabhängigen Staat au. Sie gelangten durch Handel zu großer
Blüte; im 17. Jahrh, das erste Handels- und Seevolk. Belgien blieb bei Spanien,
kam dann an Oesterreich und in den Revolntionskriegen an Frankreich.
52. Elisabeth von England und Maria Stuart, 1558—1603. A. Elisa¬
beth, die Tochter des grausamen Heinrich Vlll. und dessen zweite Gemahlin Anna
Boleyn (Bnlen). Anna Boleyn von Heinrich Vlll. verstoßen und Elisabeth für
unfähig zur Thronfolge erklärt. Freudenleere Jugend; 5 trübselige Jahre unter
der Halbschwester Maria. In der Einsamkeit Beschäftigung mit den Wilsen-