Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) (Teil 3)

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Friedrich sah Feinde ringsum; er erkannte, daß es sich um Sein und 
Nichtsein Preußens handelte, und beschloß daher, seinen Gegnern mit 
150000 Mann Feldtrnppen im Angriffe zuvorzukommen^). 
Sein Kriegsplan ging dahin, noch 1756 Sachsen und Böhmen zu 
nehmen und im folgenden Jahre durch einen Marsch aus Wien Maria 
Theresia zum Frieden zu zwingen und deu Bnnd seiner Gegner zu sprengen. 
Verlauf des Krieges, 
a) Friedrichs Kampf gegen die getrennten Feinde. 
1756—1758. 
Im August 1756 brach Friedrich in Sachsen ein, um sich die Flanke 
zu sichern, setzte sich in den Besitz des Dresdener Archivs und konnte so 
vor ganz Europa die Pläne seiner Feinde enthüllen. Der Hof floh nach 
1756 dem Königstein, aber das sächsische Heer leistete im Lager bei Pirna einen 
unerwartet zähen Widerstand und wurde eingeschlossen. 
Zu seinem Entsätze zog der österreichische General Browne heran. 
Friedrich ließ einen Teil seiner Truppen vor Pirna zurück, rückte mit dem 
1756 Reste den Österreichern entgegen und schlug sie (1. Oktober) bei Lobositz 
zurück. 
Als Browne bald darauf noch einen zweiten Entsatzversuch unternahm, 
suchten sich die Sachsen zu ihm durchzuschlagen, wurden aber von den Preußen 
umstellt und zur Waffenstreckung gezwungen. Im Unmute darüber, daß er 
seinen Kriegsplan nicht vollständig hatte ausführen können, ließ Friedrich die 
Gefangenen in ihren Regimentsverbänden seinem Heere einverleiben; sie 
gingen aber bei günstiger Gelegenheit in Masse zu den Feinden über. 
Sachsen deckte dem Könige die Flanke und mußte ihm während des ganzen 
Krieges Geld und Rekruten liefern. Der sächsische Hof begab sich nach 
Warschau. Auf dem Reichstage zu Regensburg fetzte es der Kaiser 
durch, daß die Ausstellung einer Reichsarmee gegen den Landfriedens¬ 
brecher beschlossen wurde. Nur Hannover, Hessen-Cassel, Braun¬ 
schweig, Gotha und Schaumburg-Lippe standen auf Preußens 
Seite. 
Der Feldzug des Jahres 1757. Friedrich blieb seinem Kriegsplane 
treu und suchte durch wuchtigen Angriff die Entscheidung herbeizuführen, 
während seine Gegner in guter Stellung größere Schlachten zu vermeiden 
und durch Zerstörung der Magazine u. dgl. ihn zum Rückzüge zu zwingen 
strebten. Im Frühjahr 1757 rückten die Preußen von drei Seiten vor 
Prag, wo Karl von Lothringen auf den Höhen des Ziskaberges sich 
1757 verschanzt hatte, und schlugen die Österreicher in heißer Schlacht; Browne 
siel, und der größere Teil der Feinde wurde abgeschnitten und in der 
1) „Prae venire, quam praeveniri.“
	        
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