Full text: Vom Tode des Augustus bis zum Ausgang des Mittelalters (Teil 4)

Klosterwesen. 
Mönchsorden. 
Das Rittertum. 
74 Dritter Zeitraum. 
Lehensrechte nach sind sie zwar noch immer Lehnsmannen des Königs, in 
Wirklichkeit aber fast ganz selbständige Herrscher, für die in dieser Zeit der 
Name Landesherren aufkommt und die sich dem Könige gegenüber als 
Verbündete gebärden. Aus der Reihe der Fürsten wurden die Könige von 
den Kurfürsten gewählt (s. S. 69). 
5. Der geistliche Stand gehörte, was die „höhere Geistlichkeit" betraf, 
dem Fürstenstande an, erfreute sich aber dank seinen sittlichen Aufgaben auch 
in der „niederen Geistlichkeit" hohen Ansehens und großen Einflusses. Die 
Erzbischöfe, Bischöfe und viele Äbte waren durch Übertragung von 
staatlichen Hoheitsrechten zu Fürsten geworden, die nun auch ihr Gebiet als 
Landesherren verwalteten und zu Hosfahrt und Truppenstellung verpflichtet 
waren. Ja, es war nichts Seltenes, daß ein Bischof oder Abt selbst in ritter¬ 
licher Ausrüstung ins Feld zog und für sein Recht oder wohl auch für neue 
Erwerbungen kämpfte. Die „niedere Geistlichkeit" gliederte sich in die welt¬ 
liche der Pfarrer und die Klostergeistlichkeit. 
Wer in ein Kloster eintrat, mußte erst eine Probezeit von einem Jahre 
durchmachen. Bestand er sie, so hatte er die Gelübde des Gehorsams, der 
Armut und der Keuschheit abzulegen. Die Klosterbrüder wählten den Abt, 
der den Verkehr mit der Außenwelt auf sich nahm. Das durch eine Mauer 
von der Außenwelt getrennte Kloster umfaßte außer der Kirche und den 
Wohnräumen der „Brüder" auch Wirtschaftsgebäude der verschiedensten Art 
und meist eine Schule. 
Klöster, die nach einer gemeinsamen Ordnung (Regel) lebten und einem 
gemeinsamen Oberhaupte untergeordnet waren, bildeten zusammen einen 
Orden. Unter den Mönchsorden waren die Benediktiner (vgl. S. 50), 
die Zisterzienser (vgl. S. 60, Anm. 3) und die neugegründeten Bettel¬ 
orden der Dominikaner (genannt nach dem Spanier Dominicns) und 
Franziskaner (genannt nach dem Italiener Franz von Assisi) damals 
die bedeutendsten. Während jene sich große Verdienste um die Hebung der 
Landeskultur erwarben, widmeten sich diese vor allem der Predigt; außerdem 
wurde den Dominikanern die Verfolgung der „Ketzer" (vgl. S. , Anm. 1) 
übertragen. 
6. Der Ritter und seine Burg. Aus den adligen Lehnsmannen und den 
zum Kriegsdienst zu Roß verpflichteten Dienstmannen (Ministerialen) hatte 
sich der Ritt er stand entwickelt, der zu großem Ansehen und ost auch zu 
Wohlhabenheit gelaugte. Er war nächst der Geistlichkeit die erste Bevölke¬ 
rungsschicht der Stauferzeit und bildete, durch die Kreuzzüge mit den Rittern 
der anderen christlichen Völker verbunden, mit diesen allen eine gleichartige, 
das ganze Abendland umspannende Genossenschaft. Außer der Lust ant Kriege 
und an Abenteuern waren ihm „ritterliches" Verhalten gegen die Franen, 
die Abhaltung von Turnieren ^), Liebe zu Gesang ltttd Dichtung und gleiche 
Erziehung und Sitte eigen. — Die Erziehung begann mit dem siebenten 
1) Man unterschied drei Arten dieser Kämpfe: den Ti oft (vom lat. iuxta) 
d. t. Einzelkampf, das Turnier (von tourner) d. i. eine Folge von Einzelkämpfen 
und den Buhurd (mhd.) d. i. das Gegeneinanderreiten zweier Reihen von Kämpfern.
	        
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