Full text: Vom Tode des Augustus bis zum Ausgang des Mittelalters (Teil 4)

Karl IV. Gegeii- 
könig 1346. 
Die 
Geißlerfahrten. 
Die Prager Uni¬ 
versität 1348. 
Vergrößerung 
der Hausmacht. 
Die Goldene 
Bulle 1356. 
80 Vierter Zeitraum. 
klärten, daß einem von ihnen erwählten König ohne weiteres Königs¬ 
titel und Regierungsgewalt znstehe, ein Beschluß, der eine poli¬ 
tische Absage au das Papsttum bedeutete und der verhängnisvollen 
Einmischung der römischen Kurie iu die deutschen Verhältnisse einen 
Riegel vorschieben sollte. 
ci) Erweiterung der Hans macht. Mit großer Rücksichts¬ 
losigkeit erweiterte Ludwig den Besitz seines Hauses. Da das aska- 
uische Markgrafengeschlecht zu Brandenburg mit Waldemar dem 
Großen ausgestorben war, übertrug er dies Land samt der Kurwürde 
an seinen Sohn Ludwig (1324). Auch gewann er nach Vertreibung 
seines Bruders das Herzogtum Niederbayeru und brachte die 
niederdeutschen Grafschaften Holland,Friesland und den Henne¬ 
gau (zwischen Schelde und Maas) als Erbe seiner Gemahlin in seine 
Gewalt. Als er die Ehe der Erbin von Tirol, Margarete Maul¬ 
tasche), löste und diese mit seinem Sohne Ludwig vermählte, wurde 
er wiederum gebannt, und die meisten Kurfürsten wählten Karl, den 
Sohn des Böhmenkönigs Johann, zum Gegenkönig. Im Jahre darauf 
starb Ludwig. 
§ 28. Das lltheltmrgifche Hans 1347—1437. 
1. Karl IV. 1347—1378. 
In der ersten Zeit der Regierung Karls IV., eines hochgebildeten 
und in der Laudesverwaltung sehr geschickten Herrschers, durchzog 
„der schwarze Tod", eine Art Beulenpest mit Lungenerkrankung, 
Europa und auch die deutschen Lande und brachte Tausende und Aber¬ 
tausende ins Grab. Da taten sich viele Laien zusammen und wanderten, 
Büßlieder singend und einander geißelnd, einher (die „Geißler"), wo¬ 
bei sie in verzweifelter Verblendung häufig das Volk aufforderten, 
die Juden zu töten, die die Brunnen vergiftet haben sollten. 
Karl IV. tat wenig für Deutschland, aber viel für Böhmen. Hier 
schuf er u. a. in Prag, um dessen Aufblühen er sich in großartiger 
Weise verdient machte, die erste deutsche Universität. Durch För¬ 
derung von Handel und Gewerbe, durch Hebung des Ackerbaues und 
Ausnutzung der reichen Metallschätze des Erzgebirges machte er Böh¬ 
men zu einem stark bevölkerten und wohlhabenden Lande. Seine 
Hausmacht vergrößerte er durch den Erwerb von Schlesien, der 
Lausitz und Brandenburgs, das er dem bayerischen Hause ent¬ 
riß. Auf einem Römerzuge wurde er zum Kaiser gekrönt. Durch ein 
umfangreiches Reichsgesetz, die sog. Goldene Bulle2) ordnete er 
1) Maultasch hieß ein Schloß in Tirol nahe bei Bozen. 
2) Dieser Name kommt daher, daß an den wichtigen kaiserlichen Urkunden Siegel 
angebracht wurden, die man in eine Kapsel (bulla) steckte.
	        
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