Auch ihre Beratungen hielten sie zu Pferde. Die Hunnen waren fort¬ 
während auf der Wanderung begriffen, ruhelos schweiften sie durch Berg 
nud Wald, eine Heimat kannten sie nicht. Keiner konnte sagen, wo er 
geboren war. Die schmutzigen Weiber und Kinder folgten auf Karren, die 
von Ochsen gezogen wurden, den Männern nach. An Raub und Mord, 
Brand und Plünderung hatten die Hunnen ihr größtes Vergnügen. Mit 
furchtbarem Geheul stürzten sie sich auf die Feinde und warfen ihnen in 
geschickter Weise die Fangschlinge über den Kopf. 
2. Die Westgoten. — Der Einfall der Hunnen verursachte eine 
grosse Bewegung unter den Völkern Europas, die Völkerwanderung. 
Sie dauerte fast 200 Jahre. Die Hunnen stießen zuerst auf die Alanen, 
welche zwischen der Wolga und dem Don wohnten. Die Alanen schlossen 
sich den Hunnen an und überwältigten die Oftgoten zwischen Don und 
Dnjepr. Diese wälzten sich nun auf die Westgoten und drängten sie über 
die Donau ins römische Reich. Kaiser Valens wies den Westgoten, weil 
sie schon Christen waren, Wohnsitze im heutigen Serbien und Bulgarien an, 
behandelte sie aber schlecht. Die Westgoten empörten sich und schlugen 
das römische Heer. Kaiser Valens fand in diesem Kampfe feinen Tod. 
Er verbrannte auf der Flucht in einer Bauernhütte. Sein Nachfolger 
Theodofins der Große beruhigte die Goteu und gewährte ihnen bessere 
Wohnsitze auf der Balkanhalbinsel. 
3. Alarich, König der Westgoten. — Bald nachher wählten die 
Westgoten den jungen Alarich zu ihrem Könige. Dieser unternahm einen 
Zug nach Italien und belagerte Rom. Seit Hannibals Zeiten hatte die 
Stadt feinen Feind vor ihren Toren gesehen. Die Römer schickten, durch 
Hunger bedrängt, Gesandte in Alarichs Lager. Prahlend sprachen sie zum 
Könige: „Bedenke, wie zahlreich und stark das römische Volk ist!" Da lachte 
Alarich und rief höhnend aus: „Je dichter das Gras, desto leichter das 
Mähen." Kleintaut fragten sie: „Was willst du von uns haben?" „All 
euer Gold und Silber, eure Kleinodien und Kleider!" war die Antwort. 
Bestürzt fragte einer von ihnen: „Was willst du uns denn lassen?" „Das 
Leben", antwortete Alarich. Das stolze Rom zahlte den geforderten Tribut, 
und Alarich zog ab. Im nächsten Jahre erschien er, weil der Kaiser 
Honorius ihm keine Wohnsitze anweisen wollte, abermals vor Rom 
und eroberte die Stadt. 410. Drei Tage lang wurde Rom geplündert, 
doch blieben die Kirchen verschont. Mit vielen Schätzen beladen, brach 
Alarich dann nach Unteritalien auf, um von dort nach Sizilien und Afrika 
überzusetzen. Da ereilte der Tod den jungen Helden. Er starb plötzlich 
zu Cosenza am Busento. Seine Goten bestatteten ihn in großartiger 
Weise. Sie legten das Flußbett trocken und senkten ihren toten König in 
voller Rüstung mit seinem Rosse und vielen Kostbarkeiten in ein aus¬ 
gemauertes Grab. Dann leiteten sie das Wasser wieder in seinen Lauf. 
Alarichs Nachfolger führten die Westgoten nach Gallien und Spanien und 
gründeten zu beiden Seiten der Pyrenäen das west gotische Reich. 
4. Attila, der Hunuenkönig. — Die Hunnen zerfielen in viele.Stämme, 
welche von Häuptlingen geführt wurden. Um das Jahr 444 machte sich aber 
Attila zum Könige aller Hunnen. Er wollte seine Herrschaft über die 
ganze Erde ausbreiten. Attila war ein echter Hunne. Er selbst nannte 
sich Gottesgeißel. In der ungarischen Ebene zwischen Donau und Theiß 
hatte er seine Residenz. Gesandte aller Völker erschienen in seinem ans
	        
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