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B. Aus der sagenhaften Vorgeschichte der Griechen
denn man wollte, daß er sich, wenn er noch hungerte, mit List das
fehlende verschalte. Was er sich aus den Gärten der Spartiatennahm,
das galt nicht als gestohlen, sondern als schlau gewonnene Kriegs¬
beute; nur fassen lassen durfte er sich dabei nicht. Hunger und Durst,
Hitze und Kälte lernte er ertragen; körperlichen Schmerz zu verraten
galt als Schande. So wollte einst ein halbwüchsiger Junge, der einen
kleinen Fuchs gestohlen hatte, ihn unter seinem Gewand verborgen
heimtragen. Da begegnete ihm ein älterer Mann und hielt ihn auf
und fragte ihn, woher er komme. Der Fuchs zerbiß und zerkratzte ihm
den Unterleib, aber ohne mit der Wimper zu zucken, stand er Rede,
und doch waren die Wunden, die ihm der Fuchs beigebracht hatte, so
schwer, daß er bald darauf tot hinfiel. Alljährlich fanden öffentliche
Geißelungen der Jünglinge im Tempel der Artemis statt. Die Männer
standen hemm und beobachteten, wie sich jeder verhielt, wenn die Geißel
auf den nackten Rücken fiel; man durfte nicht die geringste Verände¬
rung auf dem Gesicht des Betreffenden bemerken, sonst war es mit
seinem Ansehen vorbei. Viel zu lernen brauchten die spartanischen
Knaben nicht; sie wurden geübt im Singen und im Reigentanz, der bei den
Griechen zum Götterdienst gehörte, aber lesen und schreiben konnten
viele nur notdürftig. Dagegen wurde ihnen gelehrt, den Erwachsenen
gehorsam zu sein, dem Alter mit Ehrerbietung zu begegnen und aus
Fragen kurze, .treffende Antworten zu geben. Gehorsam, Ehrerbietung
gegen das Alter, kurzes, schlichtes Antwortgeben wurde ihnen ein¬
geprägt.
Aber nicht nur das Leben der Knaben und Jünglinge hatte Ly-
!urg so streng geregelt, auch von den Männern durste nicht jeder tun,
was er wollte, und leben, wie es ihm behagte.
Damit kein plötzlicher Überfall gelinge und jeglicher Versuch eines
Ausstandes der unterworfenen alten Bevölkerung im Keime erstickt
werden könne, mußten die Spartaner immer im Lande bleiben. Wollte
einer aus die Jagd gehen oder gar verreisen, so bedurfte er des Urlaubs.
Alles war militärisch geregelt. Die Männer wohnten und speisten nicht
zn Hause, sondern zu fünfzehn in „Zeltgenossenschaften" geteilt, wie
in einer Kaserne. Außer an Festtagen oder wenn ein Opsertier ge¬
schlachtet worden war, gab es neben Brot, Feigen und Wein nur die
„schwarze Suppe", deren Hauptbestandteile Blut und Fleischstücke waren
und die mit Salz und Essig gewürzt wurde. Einst ließ sich ein frem¬
der König, der in Sparta zum Besuch weilte, auch diese Suppe vor¬
setzen, aber sie schmeckte ihm gar nicht. „Kein Wunder," sagte der spar¬
tanische Koch, „diese Suppe mundet nur denen, die von Kindesbeinen