Full text: Erzählungen aus der Sagenwelt des klassischen Altertums und aus der ältesten Geschichte der Griechen und Römer (Teil 3: Ergänzungsheft)

sie die Hoffnungen erfülle, welche der Winzer in harter, zäher, uner¬ 
müdlicher Arbeit dem spröden Schieferboden seiner Rebpflanzungen ein¬ 
senkte. Weht doch in keinem Seitentale des Rheines eine so weiche, 
warme Luft als in dem der Mosel! 
Was uns heute begeistert und anzieht, das hat schon einst die 
Römer festgehalten, daß sie sich hier längs des Stromes ansiedelten und 
in lachenden Bauten, Kunstschöpfungen allerart, Palästen, Tempeln und 
Bädern die ganze Pracht und den Reichtum ihrer Weltmacht offenbarten. 
Der Fruchtreichtum dieses Tales, die weiche Luft, die warmen Quellen 
der nahen vulkanischen Eifel, das alles erinnerte sie an die ferne Heimat 
und ließ daher das Moseltal ihnen doppelt wertvoll erscheinen. 
87. Vie Solnboker Ralksckiekerbrucke. 
Von franj 'Joseph Bronner. 
Bayrisch Land und Volk. 2. Auflage. 1903. 8. 442. 
ijf^on der Eisenbahnstation Solnhofen zieht sich ein Sträßlein durch 
kühlen Buchenwald etwa ein halbes Stündlein aufwärts. Oben 
führen mehrere Wege auseinander. Aus der Bergeshöhe sind nämlich 
mehrere Gruben in ziemlicher Nähe beisammen. Die Maxgrube war 
uns als der sehenswerteste Betrieb geschildert worden. Dort wird mit 
Maschinenbetrieb gearbeitet. Wir wollten das Sträßlein zu diesem 
Werke einschlagen, gerieten aber auf den falschen Weg. Ein Stück ging 
es geradeaus; dann kamen wir an eine große Stein- und Schotterhalde 
von Kalkplattenüberresten usw., und nachdem wir den Schotterberg müh¬ 
sam erklettert, standen wir vor einer mächtigen Grube. Es war aber 
nicht die Max-, sondern die Schwarzberggrube. Wir stiegen sogleich in 
die Grube hinab. 
So hoch ungefähr der Kirchturm eines Dörfleins ist, so tief geht 
es in die offene Grube hinunter. Hu, da geht es hurtig zu! Ein Leben 
herrscht da wie in einem Ameisenhaufen. „Ja, da heißt's freilich 
fleißig schaffen," meinte der Führer, „es muß im Sommer so viel 
herausgeschafft werden, daß die Leute im Winter auch genug Arbeit 
haben." — „Im Winter wird also in den Gruben nicht gearbeitet?" — 
„Rein, im Winter ist ja alles verschneit und vereist hier unten. Nur 
vom April bis Oktober wird gebrochen." — „Wie drückend heiß es hier 
unten ist! Oder täusche ich mich bloß?" — „Nein, die Sonnenhitze 
wird vom Kalkgestein zurückgeworfen." 
Dem Beschauer zeigt sich hier auf den ersten Blick etwas besonders 
Auffälliges. Die kirchturmhohen Wände bestehen aus tausendfach über¬ 
einander gelagerten Schichten von Plattenkalk. Die Kalksteinschichten 
liegen so schön gleichmäßig gelagert, als ob sie nicht von der Natur, 
sondern von der Hand des Menschen regelmäßig hingeordnet worden 
wären. Die Stärke der Schichten ist freilich sehr verschieden; sie schwankt
	        
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