Full text: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

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trefflichen Mann, der lieber bei seiner Würde in Deutschland geblieben wäre. 
Suidger (Clemens II.) krönte um Weihnachten 1046 Heinrich und seine 
Gemahlin. 
Diese Zeit des äußeren Glanzes war auch die Zert der größten Macht 
und des strahlenden Ruhmes für Heinrich. In Deutschland und Burgund, 
in Italien und bis zu den fernsten Grenzen der slavischen Reiche war er 
geehrt und gefürchtet. Ungarn, Böhmen und Polen hatten ihm gehuldigt. 
Neben der äußeren Anerkennung, die feine große Macht und feine persön¬ 
lichen Eigenschaften überall finden mußten und fanden, lebte in ihm das 
Bewußtsein, Gutes und Gerechtes ernstlich zu wollen und zu fördern; er 
blieb demüthig vor Gott, ungeachtet feines hohen Standpunktes vor den 
Menschen. Staat und Kirche erfreuten sich unter seinem Scepter des Friedens 
und der Ordnung; Wissenschaft, Kunst, Wohlstand verbreiteten und erhoben 
sich überall in seinem weiten, großen Reiche. Neue prachtvolle Kirchen, stark 
besuchte Schulanstalten mit tüchtigen Lehrern, aufblühende Städte, Friede 
auf dem Lande gaben davon überall ein lebendiges Zeugniß. Allein ein 
ungetrübtes Glück und Erfolg bis an des Lebens Ziel ist nur Wenigen 
Befchieben; die besten Eigenschaften werden oft durch Uebertreibung verderb¬ 
lich und der Widerstand leidenschaftlicher schlechter Menschen gegen das be¬ 
absichtigte Gute erzeugt Leidenschaft, Unmuth, Bitterkeit, Härte, Zorn. Auch 
Heinrich III. kann man von Uebertreibung nicht freisprechen. Die Bewerbung 
um Kirchenstellen mit Geld und die Verleihung derselben gegen einen vor¬ 
aus bedungenen Lohn war allerdings bis zu einem hohen Grad in jener 
Zeit gediehen und edel war des Kaisers Bestreben, diesem Unfuge zu steuern. 
Allein ein Unfug, den Päpste, Bischöfe, Kaiser und Könige so allgemein 
und so lange betrieben hatten, konnte nicht plötzlich durch den Willen eines 
tugendhaften Monarchen ausgerottet werden. Im Jahre 1047 sprach 
Heinrich in einer Versammlung der Bischöfe: „Euch, die ihr durch Habsucht 
und Geiz verdorben seid, trifft der himmlische Fluch, da ihr für das Hir¬ 
tenamt bezahlt und euch bezahlen lasset. Auch mein Vater, für dessen 
Seele ich sehr besorgt bin, hat in feinem Leben der verdammlichen Habsucht 
Zu sehr gedient. Wer von Euch sich in dieser Weise befleckt weiß, der muß 
von dem Kirchenamte nach Vorschrift der Kirchengefetze ausgeschlossen werden." 
Allein wer fühlte sich in jener Versammlung frei? Was wäre geworden, 
wenn alle schuldigen Geistlichen wirklich ihr Amt verlassen hätten? Der 
Schrecken über diese Rede war groß und die Bitten um Mäßigung ein¬ 
dringlich ; der Kaiser mußte, um nicht allgemeine Empörung hervorzurufen, 
schnell einlenken. „Geht, und was ihr in unerlaubter Weise empfangen 
habt, das wendet wenigstens gut an; betet für die Seele meines Vaters, 
der mit Euch in gleicher Schuld ist!" Das waren die besänftigenden Worte, 
mit welchen der Kaiser von dem schroffen Wege zu einem milderen ein¬ 
lenken mußte. 
Noch überraschender und vielleicht noch kränkender mochte ihm bald 
daraus die Erfahrung fein, daß selbst feine große Macht übermüthige und 
starke Fürsten nicht völlig zu zügeln vermöchte. Godftied der Bärtige von 
Lothringen hatte seine Demüthigung und seine getäuschte Hoffnung auf 
Niederlothringen nicht vergessen; unerwartet bricht er zur Empörung aus, 
überfällt Nimwegen, zerstört und verbrennt den kaiserlichen Palast, wirft 
Feuer in den Dom von Verdun, so daß Kirche und Stadt ein Raub der 
Flammen werden, erschlägt im Treffen Albert, den vom Kaiser über Ober-
	        
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