IV. Kulturzustände.
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b) Weitere Ausbildung des Lehensadels. Der König ernennt
nicht bloß die von ihm belehnten Beamten (vier Hosämter oder
Ministerialen, Seneschalle: Marschall, Kümmerer, Truchseß, Schenke;
drei Staatsämter: Psalzgraf, Hausmeier, Kanzler);
er bestellt auch für die Gaue die Vorsteher der Gerichte.
e) Die hohen Reichsvasallen werden immer mächtiger, besonders seit
der Erblichkeit der Lehensgüter (schon unter Ludwig d. Fr.).
Dagegen wird die Lage der unfreien Stände immer schlimmer;
fast die gesamte Landbevölkerung verfällt dem drückenden Los der
Knechtschaft.
d) Aus dem Märzfeld (Maifeld; § 86) wird durch Beiziehung der geist¬
lichen und weltlichen Großen eine Reichsversammlung. Auch hier
Übermacht der Aristokratie.
Die einzelnen Völkerschaften behielten ihre Rechte und Gesetze; für
deren Feststellung und Auszeichnungen wurde von den Königen selbst
Sorge getragen (das salische Gesetz, das der Bayern, Langobarden n. a.-
s. § 78, 4). '
C. Wissenschaft, Ackerbau, Gewerbe.
a) Pflege der Wissenschaft, besonders in den Klöstern.
1. Karls des Großen Verdienste um die Bildung s. § 86.
2. Gefehlte -1 om= und Klosterschulen zu Tours, Fulda, Reichenau
im Bodensee, Hirsau (im südl. Württemberg), St. Gallen, Corvey
a. d. Weser, Weißenburg im Elsaß.
^ Pstege der sog. sieben freien Künste (artes liberales): das
Trivium: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, und das Quadrivium:
Musik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie (nach dem Lehrbuche des
Boethius; Unterricht in lateinischer Sprache).
3. Literatur: a) Geschichte (in lat. Sprache): der Gote Jordanis
um ö50 (got. Gesch. nach Cassiodorus), Gregor, B. v. Tours,
i 595 (fränf. Gesch.), Beda Venerabilis (engl. Gesch.), Paul
Diaconus (lombard. Gesch.).
b) Poesie (in deutscher Sprache): Übersetzungen von latein. Kirchen¬
hymnen, Auszeichnungen der alten Heldensagen, besonders durch
Karl d. Gr.: der Dietrichsage (Hildebrandslied), der Siegfrieds¬
sage it. a. Geistliche Dichtungen, z. B. das Wessobrunner
Gebet (um 800); der Aeliand, eine Evangelienharmonie mit
Stabreim, von einem unbekannten Sachsen zur Zeit Ludwigs des
Frommen versaßt.
b) Ackerbau und Gewerbe, früher nur durch Leibeigene besorgt, von
den Klostern eisrig gepflegt, samt betn Handel durch die Karolinger
begünstigt und beschützt.