Heinrich VI.
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Mutter angetan worden war, dem Könige von Jerusalem den Krieg er¬
klärte und nach siegreicher Feldschlacht Jerusalem eroberte (1187).
Diese Unglücksnachricht erweckte die Kreuzzugsgedanken von neuem. Glän¬
zender wurde kein Kreuzzug unternommen als dieser dritte. Die Ver¬
treter der drei großen Nationen, der Deutschen, Engländer und Franzosen,
Friedrich, König Richard Löwenherz und Philipp August, zogen
selbst ins Feld. Das deutsche Heer schlug den Landweg durch Kleinasien
ein, die anderen fuhren zur See. Beim Übergange über den Saleph
ertrank der Kaiser (1190). Obwohl sein Sohn Friedrich das Heer
zur Belagerung Akkons weiterführte, traten die Deutschen doch hier
neben Richard, der eine Tapferkeit entfaltete, die sagenhaft wurde, in den
Hintergrund. Jerusalem wurde nicht wiedererobert. Auf dem Heimwege
erlitt Richard Schiffbruch und geriet in österreichische Gefangenschaft.
§ 58. Heinrich VI. (1190—1197). Heinrich, der 1189 als Reichs¬
verweser zurückgeblieben war, bewältigte, zum Könige und zum Kaiser
gekrönt, in mehrjährigem Kampfe die von den Welfen unter Führung
Heinrichs des Löwen in Deutschland angestifteten Empörungen. Während
dieser Bürgerkriege wurde ihm Richard Löwenherz von Österreich ausge¬
liefert und leistete ihm, als er nach einjähriger Gefangenschaft befreit ward,
den Lehnseid. Dann zog der Kaiser nach Italien und nahm das Normannen¬
reich, das Erbe seiner Gemahlin, nicht ohne harte Strafgerichte in Besitz.
Seitdem lag der Schwerpunkt seiner Macht in Unteritalien. —
In dieser Zeit des neu aufblühenden Mittelmeerhandels mußte die im
Mittelpunkte des Verkehrs zwischen Morgen- und Abendland liegende Insel
Sizilien die große geschichtliche Bedeutung, die sie früher gehabt hatte,
wiedergewinnen, ja sie wurde für die christlichen Seefahrer um so wich¬
tiger, als sie die afrikanische Küste, die in mohammedanischen Händen war,
vermeiden mußten. Die Pläne Heinrichs: Eroberung von Jerusalem, von
Konstantinopel u. ct., zeigen, daß er von dieser (Stellung aus eine Weltherr¬
schaft zu gründen gedachte. Deutschland verlor er darüber nicht ans bem
Auge; er machte ben Fürsten ben Vorschlag, bte Krone in feinem Hause
für erblich zu erklären, inbeffen gingen sie nicht bctmuf ein, fottbem
begnügten sich bamit, sein Söhnchen Friebrich zum Nachfolger zu wählen.
Ein sehr früher Tob — Heinrich war erst 32 Jahre alt — fetzte
allen feinen Entwürfen ein Ziel. Auf bem von ihm vorbereiteten „deutschen
Kreuzzuge" würbe bie Marienbrüberfchaft zum Deutschen Drben erhoben.
2. Innozenz III.
§ 59. Die WeltsteAung Innozenz' III.*(1198—1216). Im folgenben
Jahre eröffnete Innozenz III. bie Reihe jener Päpste (bis auf Bonifa-
tius VIII.), unter benen ber päpstliche Einfluß auf bte weltlichen Verhält¬
nisse seinen Höhepunkt erreichte. Sie üben in bett nächsten hunbert Jahren,
begünstigt burch bie Zeitverhältnisse, tatsächlich eine Art Oberherrschaft im
Abenblanbe aus.