Die Kriege gegen die Samniter und die Latiner.
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Diese wurden deshalb Municipien genannt. Meistens wurde hierhin
als Vertreter des römischen Prätors jährlich ein Präfect zur Leitung
der höhern Gerichtsbarkeit geschickt, weshalb diese Städte auch
Präfecturae heissen.
Das als Festung und durch seine Schilfe, deren vorderste \ei-
zierungen Roms Rednerbühne schmückten, wichtige Antium und andere
Städte mussten 300 römische Vollbürger als beständige Besatzung
aufnehmen (sie wurden also?).
Mit Tibur und Praeneste erneuerte Rom den alten Bund, d. h.
sie blieben unabhängig und verpflichteten sich, ihr Contingent unter
römischen Befehl zu stellen. Den latinisclien btädten wurde dei
gegenseitige Verkehr*) untersagt, um den mit Rom zu erzwingen.
Ausserdem fanden zahlreiche Confiscationen statt.
Dieses neue, von Rom abhängige Latium hat seinen Einfluss in
den beiden nächsten Jahrhunderten über ganz Italien geltend gemacht.
226. Der zweite Samniterkrieg 325—304. Die Samniter kämpften
unterdessen mit den von Alexander, dem Bruder der Olympias, ange¬
führten Griechen. Als sie nach seinem Tode das Uebergewicht erlang¬
ten, rafften sie sich zu einer energischen Politik auf. Sie besetzten
die allein noch in Campanien von Rom unabhängige Doppelstadt
Palae-Neapolis. Zur Räumnng aufgefordert, verlangten sie die Auf¬
hebung von Fregellae, einer an ihrer Grenze angelegten Golonie.
Q. Publilius Philo, der erste Proconsul, gewann jene Stadt
unter günstigen Bedingungen. Auf Roms Seite traten ausser den
Apuliern, den natürlichen Feinden der Sabeller (weshalb.1'), auch die
Lucaner, die Feinde der Tarentiner.
Aus den ersten vier Jahren wird nur der Sieg des Reiterohersten
Q. Fabius Rullianus gegen den Willen des abwesenden Diktators L. Papirius
Cursor erwähnt, der die beiden Männer aufs heftigste entzweite. Während die
Römer durch glückliche Kämpfe die Eintracht mit den Verbündeten befestigten,
tödtete sich der samnitische Feldherr, als die Mitbürger seine Auslieferung an
die Römer beschlossen. Auch sollen die Samniter bald um Frieden geheten,
aber die Forderung der Römer, sich vollständig zu unterwerfen, zurückgewiesen
haben.
321 versperrte der junge Feldherr Gavius Pontius dem römischen 321
Heere auf dem Wege nach Luceria, das abgefallen sein sollte, in den
Engpässen bei Caudium den Aus- und Eingang. Gegen den Rath
seines Vaters gewährte er den billigen Frieden, dass Fregellae aul¬
gegeben und der Zustand vor dem Kriege wieder hergestellt werde.
Das Heer zog nach Ablieferung der Waffen unter dem Joche hin¬
durch, vielleicht einem altitalischen Brauche zufolge. Diese nach dem
Urtheile der Römer dem Heere angethane Schmach und die Abwesen¬
heit von Fetialen wurden als Gründe des Vertragsbruches angegeben,
die Feldherrn und Officiere wurden den Samnitern ausgeliefcrt, aber
nicht angenommen. Darauf ging Luceria wirklich verloren, aber schon
319 eroberten die Römer es wieder. Sie wollen dabei nicht nur die 319
Geiseln, sondern auch die eingebüssten Feldzeichen wiedergewonnen
haben. Die Stadt wurde Colonie.
In den nächsten sieben Jahren eroberte Rom, nicht ohne Nieder-
*) Connubium und commercium.