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Die römische Geschichte: bis 600.
erklärungen von Rhea Silvia, Acca Larentia, Roma, das vielleicht Er¬
nährerin heisst, geben.
188. Numa Pompilius. Seine Regierungszeit ist das goldene Zeit¬
alter der Römer, obgleich es sehr unwahrscheinlich ist, dass auf so
kriegerische Zeiten ein solches folgt.
Er war gottesfürchtig und weise und entwilderte das Volk, das seine gött¬
liche Sendung erkannte, als er bei einem Gastmahle das Geschirr in Gold und
die einfachste Kost in die wohlschmeckendste Speise verwandelte. Er war ein
Schüler des Pythagoras (in dieser Zeit?) und erfreute sich des Umganges mit
der Nymphe Egeria, von der er erfuhr, welche Götter und wie dieselben zu ver¬
ehren seien. Den häuslichen \ erkehr heiligte er durch Beschwörungssprüche
und Opfer. Auch die Einrichtung sämmtlicher Priestercollegien wird auf ihn
zurückgeführt, da doch die Religion das älteste Erbtheil jedes Volkes ist.
Er vertheilte das Land, heiligte die Feldsteine und baute dem Terminus
einen Altar. Die Handwerker theilte er in Innungen, schuf regelmässige Märkte
und baute der Fides einen Tempel. Seiner Regierungszeit blieben alle Kriege
fern. Der Janustempel, der von ihm gebaut sein soll, obgleich er keine Kriege
führte, der wahrscheinlich ein altes Scheidethor der Römer und Sabiner ist, war
unter seiner Regierung stets geschlossen. Auch Seuchen und Unfruchtbarkeit
blieben fern. Der schattenhafte König schlief ein, vom Alter überwältigt, Egeria
zerfloss in eine Quelle.
189. Tullus Hostilius. Er übertraf an kriegerischem Muthe den
Romulus und frevelte gegen die Götter. Gegenseitige Plünderungen
führten zum Kriege mit Alba longa.
Im Einzelkampfe machte der dritte Horatier die drei verwundeten Curiatier
nieder. Bei der Rückkehr mordete er seine Schwester. Das Volk, das seitdem
die höchste Gerichtsbarkeit ausgeübt haben soll, sprach ihn frei. Der latinische
Bund wurde Rom untergeordnet. Sein Vorsteher Mettus Fuffetius wiegelte des¬
halb Fidenae und Veji gegen Rom auf. Zur Strafe seines Verrathes, dessen
üble Folgen Tullus Hostilius durch seine Geistesgegenwart abwandte, wurde er
geviertheilt und Alba longa mit. Ausnahme der Tempel zerstört. Die Bewohner
zogen nach dem Mons Caelius.
Wie Romulus, welchem er sehr ähnlich ist (weshalb?), unter Blitz
und Donner zum Himmel fuhr, so wurde er als Verächter der Götter,
unter dessen Regierung Seuchen das Land heimsuchten, vom erzürnten
Jupiter beim Opfer erschlagen.
190. Ancus Martius. Er war gerecht und friedliebend und stellte
den vernachlässigten Dienst der Götter nach deu Satzungen seines
Grossonkels her. Als die Latiner ins Land fielen, besiegte er sie,
verpflanzte die Bewohner auf den Aventin und fügte vier ihrer Städte
dem Gebiete von Rom zu. Diese Latiner wurden Plebejer, d. h. Bürger
ohne Stimmrecht.
Von den meisten Schriftstellern wird ihm die Erbauung der Hafenstadt Ostia
im neugewonnenen Gebiete, die Befestigung des wichtigen Janiculums auf der
rechten Tiberseite, die Verbindung derselben durch eine Pfahlbrücke und einige
andere nothwendige Bauten zugeschrieben.
Sein Name und der Kern seiner Kriege können schon für histo¬
risch gelten, seine Einrichtungen und Bauten werden auch ändern
Herrschern zugeschrieben.
Der Schematismus, demzufolge zweimal auf einen kriegerischen
König ein friedlicher folgt und die ersten vier Könige die Begründer