Das germanische Land.
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A. Vorgeschichte der Germanen — 168 n. Chr.
Das jrermauische Land.
3. Europa. Europa steht in so breitem Zusammenhange mit
Asien, dass es wie eine Halbinsel desselben erscheint, es nimmt
aber wegen der reichen Gliederung, der Mannigfaltigkeit seines Bo¬
dens und der geschichtlichen Entwicklung seiner Bevölkerung eine
selbständige Stellung ein. Es ist in der Mitte der continentalen
Erdhälfte gelegen und mit guten Häfen ausgestattet. Seinen süd¬
lichen Halbinseln ist der Verkehr leicht auf dem Mittelmeere, seinen
Westländern auf dem atlantischen Ocean, „dem Weltmeere der Neu¬
zeit“. Seine Halbinseln machen fast den vierten Theil der Gesammt-
fläche aus, seine Inseln etwa den sechzehnten. Sie befördern den
Verkehr zu Wasser. Zu diesem locken die zahlreichen, schiffbaren
und gut vertheilten Flüsse auch die Binnenländer. Sie sind durch
keine schwierigen Hemmnisse getrennt und nirgends über lüO Meilen
breit.
Der 50. Breitegrad durchschneidet die Mitte Europas, südlich vom 40. liegen
Griechenland, Süditalien und Südspanien, nördlich vom 60. Skandinavien und
Nordrussland. Hohe Blüte der Kultur Europas wurde ausser durch seine Lage und
sein gemässigtes Klima auch begünstigt durch die vielfache Verbindung von
Tiefebene und Gebirge, durch deren Mannigfaltigkeit in Höhe und Richtung.
Die natürlichen Grenzen der einzelnen Theile führen zur Bildung mehrerer
Staaten, ohne dieselben von einander abzuschliessen. Massvoll ist auch die
Pflanzen- und Thierwelt. Grössere Einförmigkeit herrscht auf der grossen Tief¬
ebene im Norden und Osten, welche mit Asien in breitester Verbindung steht
Dieser für das Wohl der Menschen geeignetste Erdtheil wird über¬
wiegend (10 : 1) von dem begabten Volke der Arier bewohnt, Von den
drei ziemlich gleichen Gruppen (welchen?) derselben nehmen die
Germanen eine hervorragende Stellung ein. Auch bewohnen Europa
fast nur christliche Völker, und diese machen 3/4 aller Christen der
Vvelt aus. Dasselbe ist fortan der Hauptschauplatz der Weltgeschichte.
4. Germanien. Vom Rheine bis weit über die Weichsel und in
Skandinavien wohnten nach Tacitus germanische Völker, „von den
Galliern, Rhaetiern, Pannoniern durch Flüsse (welche?), von den Sar-
maten und Daciern durch gegenseitige Furcht oder Gebirge geschieden,
im Uebrigen vom Ocean umströmt.“ Von den Gebirgen kennt Caesar
nur den h ercynischenWald (= Waldgebirge und von derselben Wurzel
wie Spessart und Ardennen?), der nach ihm eine Breite von 8 Tage¬
reisen für einen leichten Fussgänger hat, der vom Gebiete der Helvetier
ab der Donau entlang, von dem der Dacier ab links vom Flusse sich
hinzieht, und dessen Anfang niemand gesehen hat. Er und Spätere
nennen auch einzelne Namen, die nicht immer bestimmt zu deuten
sind. Unter den Flüssen werden Danubius (Ister), Rhenus, Moenus.
Nicer, Lupia, Amisia, Visurgis, Albis, Salas, Viadrus, Vistula (heute?)
genannt.
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