Contents: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Der zweite punische Krieg, 218—201 v Chr. 81 
2) Der zweite punische Krieg; 218—201 v. Ghr. 
a. Veranlassung. Die Karthager suchten sich für ihre großen Ver¬ 
luste in dem silberreichen Spanien zu entschädigen. Dort besaßen sie 
Niederlassungen, welche einst von den Phöniciern gegründet waren. Der 
tapfere Feldherr Hamilkar mit dem Zunamen Barkas, d. i. Blitz, 
sollte durch die spanischen Reichtümer dem erschöpften Karthago wieder 
aufhelfen. In neunjährigem Kampfe unterwarf Hamilkar den Süden 
Spaniens und fand dann in der Schlacht seinen Tod. Sein Schwieger¬ 
sohn Hasdrnbal wurde sein Nachfolger. Er dehnte die karthagischen 
Eroberungen bis zum Ebro aus und legte an der Südküste in der Nähe 
reicher Silberbergwerke die Stadt Neu-Karthago (Karthagena) an. 
In einem Vertrage mit Hasdrnbal bestimmten die Römer den Ebro als 
Grenze der karthagischen Besitzungen und machten die Stadt Sagunt 
an der Ostküste Spaniens zu ihrer Bundesstadt. Nach acht Jahren 
wurde Hasdrubal von einem Eingebornen ermordet, und jetzt rief das 
Heer Hamilkars Sohn, den 28jährigen Hannibal, zum Feldherrn aus. 
Senat und Volk bestätigten die Wahl. 
Vor der Überfahrt nach Spanien hatte Hamilkar sein damals erst neun Jahre 
altes Söhnlein schwören lassen, ewig ein Feind der Römer sein zu wollen, und nie 
ist ein Schwur treuer gehalten. Im Lager auferzogen, hatte sich Hannibal unter 
den Augen seines Vaters alle Tugenden eines tüchtigen Kriegsmannes angeeignet. 
Der Vater hatte nach seinen eigenen Worten in dem Sohne „einen Löwen erzogen, 
der einst an Rom Rache nehmen werde." Keiner der Soldaten übertraf ihn im 
Laufen, Rennen und Fechten; keine Beschwerde konnte seinen kräftigen Körper er¬ 
müden oder seinen trotzigen Mut beugen. Zum Schlaf bedurfte Hannibal weder 
einer bestimmten Zeit, noch eines weichen Lagers; oft sahen ihn die Soldaten, mit 
einem kurzen Feldmantel bedeckt, zwischen den Wachtposten am Boden liegen. Im 
Essen und Trinken war er mäßig; ein römischer Schriftsteller (Livius) sagt"bon ihm: 
„Bei Speise und Trank kannte er nur das Bedürfnis, nicht die Lust als Maß, und 
er widmete der Ruhe nur so viel Zeit, als seine Thaten ihm übrig ließen." Alle 
diese Eigenschaften machten Hannibal zum Feldherrn; schon sein Vater stellte ihn 
am liebsten an die Spitze, wenn eine That Mut und Rüstigkeit verlangte. Mit der 
größten Kühnheit suchte Hannibal die Gefahr auf, mit der größten Befonnenheit 
benahm er sich inmitten derselben. Als Vorderster ging er ins Treffen, um es als 
der Letzte zu verlassen. Unerschöpflich an Hilfsmitteln, wurde er durch keinen Unfall 
gebeugt, durch kein Glück verwegen gemacht. Kein Wunder, daß die Soldaten ihn 
liebten und unter keinem anderen Anführer mehr Mut und Siegeszuversicht zeigten. 
Hasdrubal hatte den Vertrag mit den Römern, die Stadt Sagunt 
nicht anzugreifen, treulich gehalten. Als Hannibal aber bis zum Ebro 
vorgedrungen war, griff er auch diese Schutzstadt der Römer an. Eine 
römische Gesandtschaft ließ er nicht vor. sondern eroberte und plünderte 
die Stadt, nachdem die Vornehmsten der Sagnntiner sich mit ihren 
Schätzen auf dem Markt verbrannt hatten. Nach der Eroberung Saguuts 
schickten die Römer eine Gesandtschaft unter Quintus Fabius nach 
Karthago. Diese sollte die Auslieferung Hannibals fordern, oder, wenn 
dieselbe verweigert würde, den Krieg erklären. Als die Karthager zu 
keinem Entschluß kommen konnten, legte Fabius seine Toga in Falten. 
Hoffmeyer und Hering. Hilfsbuch. 8. Aufl. Q
	        
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