Object: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Der Krieg mit Tarent; 282—272 v. Chr. 77 
Hafen und überfiel die wehrlosen Schiffe. Mehrere derselben wurden 
versenkt und ihre Besatzung ermordet. Erzürnt forderten die Römer 
hierüber Rechenschaft; ihre Gesandten aber wurden von den Taren- 
tiuern verlacht; ein gemeiner Mensch besudelte dem einen Gesandten 
sogar das Gewand, worüber das versammelte Volk in lautes Gelächter 
ausbrach. Da rief der erzürnte Römer: „Lacht nur, so lange ihr könnt; 
dieses Gewand wird durch euer Blut rein gewaschen werden!" Damit 
war der Krieg erklärt. 
c. Pyrrhus und Fabricius; Schlacht bei Heraklea. Die Tarentiner 
riefen Pyrrhus, den König von Epirus, um Hilfe an. Dieser war ein 
kriegskundiger Held und strebte danach, ein zweiter Alexander zu werden. 
Deshalb folgte er der Aufforderung gern, setzte mit einem Heere und 
zwanzig Kriegselefauten übers Meer und verstärkte sein Heer noch durch 
Aushebungen in Tarent. Das behagte aber den Tarentinern nicht; denn sie 
wollten wohl zum Kriege bezahlen, nicht aber in demselben bluten. Bei Hera¬ 
klea kam es zur ersten Schlacht (280). Dieselbe war sehr heiß; dem Könige 
wurde das Roß unter dem Leibe getötet, und sicher hätten ihn die Römer 
geschlagen, wenn nicht die mit Türmen bewehrten Kriegselefanten das 
römische Heer verwirrt hätten. Als Pyrrhus nach der Schlacht bemerkte, 
daß die Römer alle ihre Wunden auf der Brust hatten, und als er die 
noch im Tode trotzigen Gesichter der Römer erblickte, rief er aus: „Mit 
solchen Soldaten wäre die Welt mein, und sie gehörte den Römern, wenn 
ich ihr Feldherr wäre!" Er ehrte die Toten dadurch, daß er sie mit seinen 
Kriegern bestattete. Den römischen Gefangenen bot er an, unter ihm 
zu dienen, und als sie sich weigerten, behandelte er sie mit Schonung. 
Trotz seines Sieges schickte Pyrrhus einen gewandten Redner, Cineas, 
nach Rom, um Friedensunterhandlungen anzuknüpfen, während er selber 
die Römer durch einen Kriegszug bis in die Nähe ihrer Hauptstadt zu 
schrecken suchte. Beides war ohne Erfolg. 
Der Senat war schwankend und beriet mehrere Tage. Als einflu߬ 
reiche Senatoren zum Frieden rieten, ließ sich der blinde Appius 
Klaudius, ein hochbetagter Greis, der sich schon längst von den Staats¬ 
geschäften zurückgezogen hatte, in die Senatssitzung tragen. Hier brach 
er in folgende Worte aus: „Bisher habe ich immer den Verlust meines 
Gesichts bedauert; jetzt aber schmerzt es mich, daß ich nicht auch taub 
bin und unwürdige Anträge eurer Feigheit hören muß. Wie stolz klangen 
einst eure Reden: wenn jener große Alexander nach Italien gekommen 
wäre, würden wir ihm den Ruhm der Unbesiegbarkeit streitig gemacht 
haben! Und jetzt zittert ihr vor Völkern, die immer eine Beute der 
Macedonier waren!" Diese Worte hatten den Erfolg, daß Cineas mit 
dem Bescheid aus der Stadt verwiesen wurde: „An Frieden und Freund¬ 
schaft ist nicht zu denken, solange Pyrrhus Italien nicht verlassen hat." 
Der König erstaunte über diese Antwort und fragte den Cineas, wie ihm 
Rom und der Senat vorgekommen sei. „Mir schien," antwortete dieser, 
„die Stadt ein Tempel, der Senat eine Versammlung von Königen zu sein."
	        
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