Das ruhmreiche Jahr des deutschen Volkes. 
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Anfang 1811 trafen trotz des andauernden friedlichen Verkehrs beide 1811 
dazu die grofsartigsten Vorbereitungen. Napoleon gedachte, von dem 
besiegten Rufsland aus die Engländer in Ostindien anzugreifen. Preufsen 
und Oesterreich nahmen halb gewungen auf französischer Seite am 
Kriege teil, viele Offiziere wählten ihren Abschied. Napoleon hatte 
etwa eine Million Soldaten unter den Waffen, wovon über die Hälfte 
für Rufsland bestimmt war. 
Nach einer glänzenden Fürstenversammlung zu Dresden eilte er 
an die Spitze dieses Heeres, von dem 3/s deutsche Truppen waren. 
Den linken Flügel, der besonders aus Preufsen und Polen bestand, be¬ 
fehligte Macdonald, den rechten Schwarzenberg. 
Die Bewohner Rufslands, dessen einziger Verbündeter die Schwe¬ 
den waren, und dessen Streitmacht geringer war, bargen, an 
Feinde nicht gewöhnt, als im Juni 1812 das Heer die "Grenzen Juni 
überschritt, ihr Hab und Gut wie vor Räubern. Bei Smolensk wurde 1812 
ohne Entscheidung gekämpft. Da der russische Oberbefehlshaber, 
der (Schotte) Livländer Barclay de Tollv, wegen seiner Absicht 
den Feind durch Mangel zu besiegen, dem Volke verhafst wurde, lie¬ 
ferte der neu ernannte Oberbefehlshaber Kutusow eine furchtbare 
Schlacht bei Borodino an der Moskwa 7. Sept. (Ney, Fürst von Moskwa). 7.Sp. 
Die Franzosen hatten von den 70 000 Gefallenen etwa 2/s verloren, 
ohne einen entscheidenden Sieg zu gewinnen. Als sie eine Woche 
später eben in Moskau (Der Anblick der Stadt, das Bild des kaiser¬ 
lichen Sohnes) eingezogen waren, brannte der russische Statthalter 
ohne Befehl des Zaren etwa 9/io der gröfstenteils hölzernen Häuser, 
darunter auch den Kreml, nieder. Die Feinde wüteten wie AVahn- 
sinnige. 
Zar Alexander, von Stein beeinflufst, hielt Napoleon durch Friedens¬ 
unterhandlungen hin. Erst einen Monat nach seinem Einzuge brach er 
zur Rückkehr trotz der Winterkälte nach Süden auf. Durch eine Nieder¬ 
lage auf seinen früheren Weg nach Smolensk gedrängt, langte er einen 
Monat später, da Hunger, Kälte und die Feindschaft der Russen in 
wahrhaft gräfslicher Weise seine Soldaten hinrafften, an der Beresina 
mit nur noch 40 000 Mann an. Von denselben rettete nur sein Genie 
noch 15 000 über den Flufs. Million Leichen wurde in diesem Win¬ 
ter in Rufsland begraben. Der Jammer dieses Feldzuges spottet aller 
Beschreibung. Napoleon übergab, da Alexander durch Stein zur Fort¬ 
setzung des Krieges bewogen wurde, den Oberbefehl über die nach¬ 
rückenden und auf beiden Flügeln verteilten, nicht unbedeutenden 
1 luppenmassen an Massena und war am 18. Dezember in Paris T 
Dez. 
Das ruhmreiche Jahr des deutschen Volkes. 
iqiq 15r Die Rü?tun9 und die Kriegserklärung Preußens vom 16. März 
. ' Obgleich Napoleon noch viele preufsische Festungen besetzt und 
die Gemüter in Furcht hielt, weckte der jammervolle"Anblick seines 
aufgelösten Heeres die starke und allgemeine Sehnsucht nach Befreiung. 
Der Oberbefehlshaber des preufsischen Hilfskorps, York, der vergeb¬ 
lich den König um bestimmte Verhaltungsmafsregeln bat und den Fran¬ 
zosen verdächtig wurde, verschaffte noch am" vorletzten Tage des 
Brock, Grundrifs III. q
	        
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