Der westfälische Friede und die Folgen des Krieges. 
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haltenes Patent Wallenstein vom Oberbefehl und machte durch Piccolomini ihm sein 
Heer abtrünnig. Wenigstens seitdem Wallenstein 1634 nach Eger zog, ist an der festen 1634 
Absicht des Verrates nicht mehr zu zweifeln. Während allgemeiner Besorgnis 
am kaiserlichen Hofe wurden seine treuesten Anhänger, darauf er selbst durch 
den katholischen Irländer Buttler ermordet. Ferdinand hat mit Recht jede Mit¬ 
wissenschaft abgeleugnet, aber auch den Mord nicht bestraft. 
Das nunmehr erst wirkliche Heer des Kaisers nahm unter seinem 
Sohne Ferdinand, welchem Gallas, der erfahrenste General Wallensteins, 
beigegeben wurde, Regensburg und siegte 1634 bei Nördlingen ent-1634 
scheidend. Der Kurfürst von Sachsen trat 1635 zu Prag zum Kaiser 1635 
über, der ihm die Stifter seines Landes, sowie die Lausitz liefs, dessen 
jüngerem Sohne Magdeburg übergab. Allmählich traten fast alle pro¬ 
testantischen Fürsten zum Kaiser über. 
50. Vierte Periode: Der schwedisch-französische Krieg 1635—1648. 
Dem Kriege, der noch 13 Jahre dauerte, fehlte jedes religiöse und politische 
Interesse für Deutschland, er artete deshalb in planlose Verwüstungen 
aus und hat zur Vernichtung seiner politischen und materiellen Macht 
auf Jahrhunderte am meisten beigetragen. Frankreich vereinigte sich mit 
den Schweden, da es ihr Uebergewicht nicht mehr zu fürchten brauchte, 
zur Vernichtung der habsburgischen Macht,*) zur Schwächung Deutsch¬ 
lands und Ländererwerbung. Trotzdem standen kleinere deutsche 
Fürsten aus eigenem Interesse in seinem Solde. Auf schwedischer 
Seite thaten sich aufser Bernhard von Weimar die schwedischen Anführer 
Baner, Torstenson und Wrangel hervor. Ferdinand III., der 
1637 Kaiser wurde, war zur Versöhnlichkeit geneigt. 
Der siegreiche Baner liefs im Oder- und Elbegebiete sein Heer, das zum 
kleinsten Teile aus Schweden bestand, schrecklich hausen. Als der neue Kaiser 
gegen ihn seine Kräfte wandte, konnte Bernhard von Weimar die vorder¬ 
österreichischen Besitzungen im Elsafs und die Festung Breisach erobern. Als 
er darauf vor seiner Vereinigung mit den Schweden 1639 plötzlich (nach der 1639 
Leichenrede an Gift) starb, setzten mit seinemHeere dieFranzosen hier denKriegfort. 
Nach Baners Tode beabsichtigte der kranke Torstenson, der voll der 
kühnsten Pläne und sehr schnell bei der Ausführung war, den Krieg nach 
Oesterreich und seinen Nebenländern zu verlegen. Von einem Zuge nach Däne¬ 
mark, dessen König mit Waffen zu vermitteln suchte, kehrte er schnell und sieg¬ 
reich zurück. Der Sieg bei Jankau in Böhmen 1645 öffnete ihm die österreichischen 1645 
Länder. Wegen Krankheit übergab er Wrangel den Oberbefehl. Dieser vereinigte sich 
mit den französischen Heeren, die unterdessen unter Conde,Turenne und E n g h i e n 
gegen Johann von Werth mit Wut, aber geringem Erfolge am Rhein und in 
Baiern gekämpft hatten. Durch die Tapferkeit des bairisch-kaiserlichen Heeres 
unter Holzapfel, dann unter dem alten Piccolomini, Herzoge von Amalfi, 
gehindert, von Baiern aus in die Erblande einzufallen, wollte Wrangel diesen 
Zweck durch Eroberung Böhmens erreichen, wo Königsmark durch einen aben¬ 
teuerlichen Streifzug die Kleinseite von Prag und grofse Schätze (codex argenteus 
des Ulfilas) gewonnen hatte, als das Friedenswort ertönte. Mit Ingrimm vernahm 
die verwilderte Soldateska d£n Abschlufs des den meisten der Lebenden unbe¬ 
kannten Friedens. 
Der westfälische Friede und die Folgen des Krieges. 
51. Territoriale Bestimmungen. Trotz des allgemeinsten Elendes 
hatten die von den wechselnden Kriegsereignissen und der Willkür 
*) Gleichzeitig kämpfte es gegen Spanien in den Niederlanden und in 
Oberitalien. 
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