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Wilhelm I.
stimme zu: „Guten Morgen, Euer Majestät!" Verwundert sah
sich der Kaiser um und gewahrte nun den kleinen Burschen,
welcher ihn so munter und so frisch begrüßt hatte und rief dem¬
selben ebenfalls einen freundlichen „guten Morgen" zu. Am
andern Tag stand der kleine Karl wieder vor dem Häuschen, er
hatte die Mütze in der Hand, grüßte den Kaiser aber nicht, weil
seine Mutter ihm gesagt hatte, das laute Begrüßen des Kaisers
sei nicht so recht passend. Kaiser Wilhelm blieb stehen und fragte
die Mutter: „Warum ist der Knabe jetzt stumm? Er soll laut
und immer mit mir sprechen!" Von diesem Tage an empfing der
Kaiser täglich einen fröhlichen Morgengruß von dem kleinen Karl.
Nahe dem Häuschen, welches Karl mit seiner Mutter bewohnte,
befand sich eine Sattenthür, welche der Kaiser jedesmal öffnen
mußte, um weiter gehen zn können. Eines Morgens wollte diese
Thür nicht aufgehen. Schnell sprang Karl herbei und öffnete
sie. Der Kaiser sah ihn freundlich an und sagte: „Du sollst
jetzt immer mein kleiner Page sein und mir jeden Morgen öffnen."
So geschah es denn auch. Jeden Morgen stand der kleine Karl
an der Sattenthür und öffnete sie dem Monarchen, wobei beide
freundlich mit einander plauderten. Zu Karls Mutter sagte der
Kaiser: „Der kleine Portier ist brav auf seinem Posten; er macht
mir durch seine offenen Antworten viele Freude!"
Karls Ferien gingen zur Neige und feine Abreise stand bevor.
Am letzten Morgen sagte der kleine Portier seinem kaiserlichen
Freunde Sebewohl. Dieser nahm Karl bei der Hand und ging
mit ihm zu dessen Mutter. Kaiser Wilhelm sprach gar herzliche
Worte zu beiden und zur Mutter sagte er: „Ich habe Ihren
Karl recht lieb gewonnen ; sein offenes Wesen hat mir viele Freude
gemacht. Da ist mein Bild, das ich ihm versprochen habe."
Damit griff er in die Tasche, zog sein Portrait hervor, schrieb
mit eigener Hand seinen Namen „Wilhelm" darunter und über¬
reichte dasselbe Karls Mutter. Dann reichte er beiden bewegt
die Hand und schied von ihnen mit dem Wunsche:
„Übers Jahr wieder gesund in Gastein!"