Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

Die Nachfolger Karls des Großen. 
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§ 30. Karls Cod. Karl ber Große starb, 70 ^zahre ölt, ant 
28. Januar 814 zu Aachen unb wnrbe in bem Münster beigesetzt ^). 
Er hatte ein gewaltiges Reich geschaffen, aber auch mit klarem Blick 
unb bewnnbernswerter Arast als Gesetzgeber georbnet unb entwickelt, „er 
besaß, wie selten ein anberer Machthaber, bie angeborene Gabe zu herrschen 
unb zu regieren". Groß war sein Ansehen bei seinen Zeitgenossen; ber 
Patriarch von Jerusalem fanbte ihm ben Schlüssel bes Hl. Grabes, ber 
Kaiser bes oströmischen Reiches eine Orgel, ber König ber Mauren einen 
Löwen, ber Chalis Harun al Raschib Elefanten unb Affen unb eine kunst¬ 
volle Wasseruhr. Mit- irnb Nachwelt haben ihm, bem Begrünber einer 
neuen Zeit, bem Jbeal eines christlichen Herrschers, mit Recht ben Bei¬ 
namen bes Großen gegeben. Seine gewaltig^ Persönlichkeit hatte tief in 
ben Herzen bes Volkes Wurzeln geschlagen, so lebte er nicht mir in ber 
Geschichte, fonbern auch in bet Sage unb Dichtung fort. 
III. Karls des Großen Rachfolger. 
§ 31. Ludwig der Fromme. Nach bem Tobe bes Vaters ließ d^Momme 
sich Lnbwig zu Aachen hulbigen unb empfing vom Papst bie kirchliche 814- -840. 
Weihe burd) bie Krönung. Kraftvoll sicherte er anfangs bie Grenzen bes 
Reiches, ohne sie zu erweitern. Wie fein Vater begünstigte er bie Aus¬ 
breitung bes Christentums. Dem hl. Anskar, bem Apostel bes Norbens, 
ber bas Christentum in Dänemark unb Schweben verkünbete, übertrug er 
zur Stütze ber Mifsionstätigkeit bas neugegriinbete Erzbistum Hamburg. 
Nach einer überstartbenen Lebensgefahr ernannte er feinen ältesten Sohn 
Lothar zum Mitregenten, feinem Sohn Pippin übertrug er ben Süb- 
mefteii (Aquitanien), Lubwig ben Sübosten bes Reiches (Bayern). So 
suchte er bie Reichseinheit zu sichern; boch erschütterte er sie selbst burch 
fein Bestreben, feinen jüngsten Sohn Karl aus ber zweiten Ehe ebenso 
wie bie anbereit Söhne mit einem Reiche auszustatten. Die älteren Söhne 
empörten sich bagegen unter Führung Lothars; auf ihre Seite trat bie 
hohe Geistlichkeit im Interesse ber Reichseinheit. Als sich bie Heere Lnb- 
wigs unb feiner Söhne auf bem Rotfelbe bei Colmar i. E. gegenüber- 
stauben, ging auch ber Heerbann bes Kaisers auf Veranlassung bes Papstes 
zu ben Söhnen über (Lügenfelb). Lothar, als alleiniger Kaiser anerkannt, 
führte ben Vater als Gefangenen nach Soiffons, wo er öffentlich Kirchen- 
büße leisten mußte. Aber balb trat ein Umschwung ein, Lothar mußte 
ben Vater freilassen unb ihm als Kaiser hulbigen. Der Tob Pippins 
eröffnete bie Möglichkeit, ben Familienzwist burch Übertragung Aquitaniens 
an Karl zu beenbigen, aber bas Bestreben bes Kaisers, Karl ans Kosten 
1) Er wurde in einem Marmorsarkophage beigesetzt, nicht, wie die Sage be¬ 
richtet, sitzend auf einem Throne.
	        
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