Full text: Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege

178 
Augusta, Kaiserin von Deutschland. 
quartier sich befand, dem ritterlichen Kronprinzen als Wohnung 
diente. Es ist der Pfalz noch lebhaft in dankbarer Erinnerung, 
daß die Königin Augusta von Preußen es war, welche als die 
erste zu Anfang dieses Krieges dieser durch massenhafte Truppen- 
durchziige hart heimgesuchten Provinz eine rührende Teilnahme 
bewies. Sie sandte damals an den Regierungspräsidenten der 
Pfalz eine bedeutende Geldspende zur Unterstützung der Dürftigen 
mit dem Wunsche: „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!" 
4. 
Als die Siegeskunde: „Napoleon ist gefangen!" wie ein 
Lauffeuer durch Berlin ging, da mußte der alte Fritz, der ant 
Ausgange der Linden hoch zu Roß die Wacht über Preußen hält, 
auch seinen Anteil an dem allgemeinen Jubel haben, der die 
Stadt durchbrauste. Ein kühner Knabe erklomm sein 42 Fuß 
hohes Standbild, bekränzte seinen dreieckigen Hut und gab ihm 
das schwarz-weiß-rote deutsche Banner in den Arm. Der kühne 
kleine Bursche hatte die Aufmerksamkeit der Königin auf sich ge¬ 
zogen. Sie ließ ihn von feinem gefährlichen Sitze herab zu sich 
in den Palast kommen, schenkte ihm eine vergoldete Tasse und 
drei Goldstücke, und auf die Frage, wie er denn auf dieses steile 
Monument gekommen sei, antwortete der kühne Kletterer: das 
wäre eine Kleinigkeit gewesen, und wenn der alte Fritz noch dreimal 
so hoch aus seinem Rosse gesessen, er würde ihn doch bekränzt 
und mit der deutschen Fahne geschmückt haben. Die Königin 
reichte ihm zum Abschiede die Hand. Verlegen hielt der Bursche 
seine beschmutzten Hände zurück und sagte: „Nee, Majestät, bet 
seht nich." „Warum benn nicht, mein Sohn?" — „Nee, ber 
olle Fritz war boch zu breckig!" 
* # 
* 
Ein Garbejäger hatte auf bem Schlachtfelbe von Seban am 
1. September unter bem Donner ber Kanonen eine Rose gepflückt 
unb sie an ben Magistrat zu Berlin mit einem Briefe geschickt, 
in welchem er bat, dieselbe derjenigen Dame, welche sich am meisten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.