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König Friedrich II., der Große.
um einen meiner Söhne, beten ich zwei bei ben Solbaten habe,
unb ich bin boch eine Witwe," sagte bie Frau. „Der jüngste,
ben sie mir zuletzt genommen haben, staub boch noch immer
meiner Ackerwirtschaft vor, aber nun muß alles zu Grunbe gehen,
weil ich niemanben mehr habe, unb bas sinb keine Weiber¬
geschichten." „Da habt Ihr Recht," sagte ber König, „aber habt
Ihr benn ein Pachtgut ober ein eigenes?" „Bewahre Gott!"
rief bie Frau aus, „ich habe mein eigenes Gut unb muß es be¬
wirtschaften." „Na, na, nehmt's nicht für Übel, ich hab' es ja
nicht gewußt", sagte ber König lächelnb. „Geben Sie nur einen
meiner Söhne frei," versetzte begütigenb bie alte Frau, „so soll
alles wieber gut fein!" „Hört, Mütterchen," sagte barauf ber
König, „reiset nur ruhig wieber nach Hanse, Ihr sollt Euren Sohn
^ur Herbstzeit frei haben. Nehmet bieg Reisegelb!" „Für bas
Gelb banse ich Eurer Majestät," erwiberte bie Alte. „Ich bin
so grausam arm nicht; — aber — es wäre boch besser, wenn
Sie mir bas schriftlich gäben; bei uns heißt es, große Herren
hätten kurze Gebanken." Lächelnb bemerkte ber König: „Kommt
morgen frühe wieber unb holt es Euch!" „Nehmen Sie's nicht
übel," hob bie Frau wieber an, „wenn ich alles für Flausen
halte." „Aber, ich bitte Euch," rief ber König, „wie kommt
Ihr benn auf biefe Gebanken?" „I nu," sagte bie Frau, „baran
sinb Sie selber schulb. Sie haben ja noch nicht einmal nach
bem Namen meiner Söhne unb nach bem Regimente gefragt, in
bem sie stehen. Da liegt's ja klar! Wie können sie benn einen
bavon frei geben, wenn Sie nicht wissen, wie sie heißen unb wo
sie stecken?" „Ihr habt wahrlich recht!" rief ber König aus.
„Das hatte ich ganz vergessen. Nun, so sagt mir's boch!" Die
Frau nannte ihren Namen unb bas Regiment. „Aber," setzte sie
hinzu, „wenn Sie sich bas nicht aufschreiben, so traue ich boch
.bem Schnupfen nicht. Sie haben so vielerlei im Kopse, baß Sie,
nenn ich ben Rücken wenbe, alles vergessen haben unb ich lange
warten kann, bis ich meinen Wunsch erreicht sehe!" „Freilich,"
sagte ber König lachenb, „so etwas könnte einem begegnen." Er