Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen

II. Brandenburg unter den Assaniern. 
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3. Albrechts Nachfolger (die Assanier). 
Albrecht der Bär vererbte seinen Nachfolgern nicht nur ein wohlgeordnetes 
Staatsroefen, sondern auch seine Tatkraft ging auf sie über. Sie blieben den Zielen 
ihres großen vorfahren treu, Schützer des Deutschtums gegen Osten und Norden 
und Derbreiter deutscher Kultur und Sitte zu sein. Bereits unter Markgraf 
Otto I. wurde mit der Markgrafschaft Brandenburg die Würde eines Erz- 
kämmerers des deutschen Reiches verbunden. Bei der Kaiserwahl im Jahre 1257 
waren viele Kurfürsten geneigt, den derzeitigen Markgrafen Otto III., der mit 
seinem Bruder Johann I. gemeinsam in Brandenburg regierte, an die Spitze 
des deutschen Reiches zu stellen, mit dem Tode dieses trefflichen Bruderpaares 
teilte sich das askanische Herrschergeschlecht in zwei Linien, die sich nach den beiden 
größten Orten der flltmarf als Stendalsche und Salzwedelsche benannten. Doch 
litt unter dieser Teilung nicht die Einheit des Staates, vielmehr hat er gerade 
in dieser Zeit an innerer Kraft und äußerer Macht noch wesentlich zugenommen. 
Neben dem Bruderpaare Johann I. undGtto III. (um 1250) hat die Geschichte 
besonders das Andenken Otto s IV. bewahrt. Er war Sänger und Held zugleich. 
Fahrende Minnesänger fanden in ihm und seiner gebildeten Gemahlin verständnis¬ 
volle und freigebige Gönner. 
3ch mit nah ir hulde ringen 
alle mine lebenden tage, 
sol mir niht an ir gelingen, 
seht so stirbe ich sendet klage, 
sie entroeste mich zestunt. 
ir durliuhtig roter munt 
hat mich uf den tot verwunt. 
(Letzte Strophe eines Liebesliedes, das ffitto IV. an feine 
spätere Gemahlin Hedwig von Holstein richtete.) 
Nicht minder geschickt wie die Leier handhabte Otto IV., „der Minne¬ 
sänger", das Schwert. Das zeigte er besonders in einem langwierigen, lange 
erfolglosen Kampfe mit dem (Erzbistum Magdeburg, der entstanden war, weil sich 
die dortigen Domherren weigerten, seinen Bruder zum Erzbischöfe zu wählen. 
Otto IV. geriet im Derlauf öes Krieges sogar in längere Gefangenschaft, aus 
der er erst durch ein hohes Lösegeld, das seine Gemahlin mit Hilfe eines 
treuen Dieners beschaffte, befreit wurde. Bei der Belagerung der Magdeburgischen 
Stadt Staßfurt drang ihm ein Pfeil in den Schädel, dessen Spitze längere Zeit nicht 
beseitigt werden konnte (Otto „mit dem Pfeile"). 
4. Husgattg der Assanier. 
Unter dem Markgrafen Waldemar wurden die brandenburgischen Lande 
wieder in einer Hand vereinigt. Dieser letzte große Sprößling aus dem Stamme 
Albrechts des Bären überragte seine Dorgänger an Ritterlichkeit und Umsicht. 
Seine neiderfüllten Nachbarn im Osten und Norden, wohl gegen ein Dutzend Fürsten, 
schlossen einen Kriegsbund mit dem Ziele, den jugendlichen Brandenburger von 
seiner höhe zu stürzen und ihn einer Reihe seiner Gebietsteile zu berauben. Aber 
der stets kriegsbereite helö kam seinen hinterlistigen Feinden zuvor. In öer 
überaus blutigen Schlacht bei Gransee (an öer heutigen Bahnlinie Berlin— 
Stralsund) rang er helöenmütig mit seinem gefährlichsten Gegner, öem Herzog von 
Mecklenburg. Siegte Waldemar auch nicht, so hatte er seinen Feinden doch einen 
solchen Begriff von seiner Macht und seinem trotzigen willen beigebracht, daß sie
	        
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