Full text: Griechische Heldensagen für die Jugend

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Vaters Öneus. Schon schien es, als habe der Held 
das unstäte Leben, das er bisher geführt, aufgegeben, 
um nach so vielen Kämpfen endlich die Werke des 
Friedens zu pflegen. Aber er sollte auch hier keine 
dauernde Stätte finden. Eines Tages nämlich geschah 
es, daß der Knabe, der ihm vor der Mahlzeit das 
Becken zum Waschen der Hände reichte, unvorsichtiger¬ 
weise ihn mit dem Wasser übergoß. Herakles wollte 
dafür den jungen Diener durch einen gelinden Schlag 
strafen; aber seine mächtige Hand traf so stark, daß 
der Knabe tot niederfiel. Dem Helden lag dieser Mord, 
obwohl er ihn ohne Vorsatz verübt hatte, so schwer 
auf dem Herzen, daß er in Kalydon nicht länger 
wohnen mochte. 
Begleitet von seiner Gattin, zog er nach Trachis 
am Fuße des Berges Ö t a, wo ihm ein Gastfreund 
wohnte. Unterwegs kam er an einen Fluß, der durch 
Regengüsse angeschwollen war. Er selbst schritt voraus 
durch den Strom; seine Frau aber übergab er dem 
Kentaur Nessos, der in jener Gegend wohnte, um 
sie gegen Lohn auf seinem breiten Pferderücken durch 
die Flut ihm nachzutragen. Aber kaum am andern 
Ufer angekommen, hörte Herakles seine Gattin laut 
schreien; er kehrte sich um und sah, wie der rohe 
Kentaur die schöne Deranira mit Gewalt festhielt, um 
mit ihr davon zu fliehen. Sofort spannte er seinen 
Bogen, schoß, und sein in das giftige Blut der 
lernäischen Hydra getauchter Pfeil durchbohrte des 
Nessos Brust. Zum Tode verwundet sank der Kentaur 
Andrä, Griechische Heldensagen. 8
	        
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