— 113 —
Vaters Öneus. Schon schien es, als habe der Held
das unstäte Leben, das er bisher geführt, aufgegeben,
um nach so vielen Kämpfen endlich die Werke des
Friedens zu pflegen. Aber er sollte auch hier keine
dauernde Stätte finden. Eines Tages nämlich geschah
es, daß der Knabe, der ihm vor der Mahlzeit das
Becken zum Waschen der Hände reichte, unvorsichtiger¬
weise ihn mit dem Wasser übergoß. Herakles wollte
dafür den jungen Diener durch einen gelinden Schlag
strafen; aber seine mächtige Hand traf so stark, daß
der Knabe tot niederfiel. Dem Helden lag dieser Mord,
obwohl er ihn ohne Vorsatz verübt hatte, so schwer
auf dem Herzen, daß er in Kalydon nicht länger
wohnen mochte.
Begleitet von seiner Gattin, zog er nach Trachis
am Fuße des Berges Ö t a, wo ihm ein Gastfreund
wohnte. Unterwegs kam er an einen Fluß, der durch
Regengüsse angeschwollen war. Er selbst schritt voraus
durch den Strom; seine Frau aber übergab er dem
Kentaur Nessos, der in jener Gegend wohnte, um
sie gegen Lohn auf seinem breiten Pferderücken durch
die Flut ihm nachzutragen. Aber kaum am andern
Ufer angekommen, hörte Herakles seine Gattin laut
schreien; er kehrte sich um und sah, wie der rohe
Kentaur die schöne Deranira mit Gewalt festhielt, um
mit ihr davon zu fliehen. Sofort spannte er seinen
Bogen, schoß, und sein in das giftige Blut der
lernäischen Hydra getauchter Pfeil durchbohrte des
Nessos Brust. Zum Tode verwundet sank der Kentaur
Andrä, Griechische Heldensagen. 8