Full text: Geschichte für mecklenburgische Schulen

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ll. Tie Bilderstürmer. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, 
erhielt er bie Nachricht, baß sein Freunb unb Amtsgenosse Karlstabt in seinem 
schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange bie katholischen Geist¬ 
lichen zu vertreiben unb Heiligenbilber unb Altäre zu vernichten. Da hielt ey 
Sucher nicht mehr länger ans ber Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg 
unb prebigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstabt unb seine Anhänger, 
baß biese bie Stabt verlassen mußten. 
12. Melanchthon war Luthers treuester Freunb unb ein sehr gelehrter 
unb frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerb unb war ber Sohn eines 
Waffenschmiebs. Auf ber Schule war er ber Liebling ber Lehrer, unb mit 
21 Jahren schon würbe er Professor an ber Universität zu Wittenberg. Hier 
schloß er eine innige unb ungetrübte Freunbschaft mit Luther. Er war von 
zarter Gestalt, schlicht, saust unb aufrichtig unb staub Luther in allen Dingen 
treu zur Seite, besonders beförberte er bnrch feine Sprachkenntniffe bas Werk ber 
Bibelübersetzung. Er ist auch ber Verfasser ber Augsburgischen Konfession. (S. 74.) 
13. Luthers Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne — 
hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe.^ „Ich bin 
im Besitze meiner lieben Käthe reicher unb glücklicher als Krösus, sagte er. 
An seinen Kinbent hatte er große Freube. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, 
erzog er sie boch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, bem er jenen bekannten 
lieblichen Brief von bem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal brei 
Tage bie Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn 
haben,“ sagte er. Einst erkrankte feine innig geliebte vierzehnjährige Tochter 
Magbalena. Luther staub an ihrem Bette unb jagte: „Ich habe sie sehr lieb; 
aber, lieber Gott, ba es bein Wille ist, baß bu sie bahinnehmen willst, so will 
ich sie gern bei bir wissen." Tann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magba- 
lenchen, bu bleibest gern hier bei beirtem Vater unb ziehest auch gern hin zu 
jenem Vater?" Unb bas kranke Kinb antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott 
will." Am folgenben Tage starb sie, unb als sie im Sarge lag, sagte Luther: 
„Tu liebes Kinb, wie wohl ist bir geschehen! Du wirst wieber aufstehen unb 
leuchten wie ein Stern, ja wie bie Sonne." — Bei mische liebte Luther heitere 
Unterhaltung, unb wenn man abenbs an seinem Hause vorüberging, so hörte 
man bannnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinb er sangen bie lieblichsten 
Weisen, unb Luther selbst begleitete ben Gesang mit Flötenspiel ober mit ber Laute. 
14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einlabung bes Grasen 1546 
Mansfelb nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wieberfehen. In Eis¬ 
leben, wo biefex Gotteshelb geboren, sollte er auch sterben. Schon auf ber 
Hinreise würbe er krank, unb in Eisleben verschlimmerte sich bie Krankheit. 
Balb befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung unb warf ihn aufs Krankenbett. 
Kurz vor feinem Enbe rief er breimal hastig hintereinanber: „Vater, in beine 
Hänbe befehle ich meinen Geist; bu hast mich erlöset, bu treuer Gott." Dann 
rief ihm fein Freunb Dr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürbiger Vater, wollt Ihr 
auf Christum unb bie Lehre, bie Ihr geptebigt habt, beftänbig bleiben?" 
Luther antwortete bentlich hörbar: „Ja!" wanbte sich auf bie rechte Seite unb 
entschlief. Seine Leiche würbe nach Wittenberg gebracht unb bort in berfelben 
Kirche beigesetzt, an beren Tür er einst bie 95 Sätze geschlagen hatte.
	        
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