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Kelch gereicht. Die Ge¬
meinde selbst beteiligte
sich am Gottesdienste
mit dem Gesänge geist¬
licher Lieder, die grö߬
tenteils von Luther selbst
gedichtet waren, wie das
allbekannte: „Ein' feste
Burg ist unser Gott".
Als Luther einst bei einer
Kirchenvisitation in den
umliegenden Dörfern
Wittenbergs die große
Unwissenheit des Volkes
sowie der Pfarrer und
Lehrer kennen lernte, da
schrieb er für die Geist¬
lichen und Lehrer den
großen, für die Jugend
den kleinen Katechis¬
mus, aus dem sie lernen
sollten, was zu ihrer
Seligkeit dienlich sei. Auf
sein Drängen wurden an
vielen Orten Schulen
errichtet, in denen Bibel,
Gesangbuch und Katechis¬
mus auf lange Jahre
hinaus die einzigen Sem-
bücher waren.
Die Sprache, deren
sich Luther in diesen seinen
Büchern bediente, war die
Sprache der sächsischen
Kanzlei. Sie wurde durch
Luther die herrschende in
Deutschland und verdrängte
bald alle anderen Mund- Landtag an der Brücke zu Sagsdorf (1549).
arten aus der Schriftsprache.
So ist Luther nicht bloß der Reformator unserer Kirche, sondern auch der unserer
Sprache geworden.
4. Die Reformation in Mecklenburg.
1. Slüter. Die Reformation, die von Wittenberg ausging, fand in Mecklen¬
burg ihren Eingang zuerst in Rostock durch Joachim Slüter.
Slüter ist 1490 als eines Fährmanns Sohn in Dömitz geboren. Er studierte in
Rostock, um einst Prediger werden zu können. Schon früh wurde er ein Anhänger der
lutherischen Lehre und predigte im Sinne und Geist des großen Reformators, als er
1523 an St. Petri angestellt wurde. Er sprach plattdeutsch zu den Leuten. Immer
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