A. Flußgebiet Westsachsens. 107 
nitqeheure Mengen von Getreide, Glas- und L teingutwaren, Ander, 
Sirnp, Öl, Sämereien, Bier und Wein die Ladungen der thalwärts 
eilenden Schiffe. Stromauf werden Salz, Reis, Kaffee, Pfeffer, 
Rosinen, Petroleum, Roheisen und Farbhölzer verladen. - Welch 
ein wichtiger Verkehrsweg der Elbstrom geworden ist, erkennt man 
am besten bei einem Vergleich des gesamten Schiffsmateriales der 
Elbe und der anderen hauptsächlichsten Wasserstraßen Deutschlands. 
Den Rhein hat unser heimatlicher Strom überflügelt; denn die Elbe 
übertrifft denselben sowohl durch die Zahl, als auch durch die Tragfähig¬ 
keit der Schiffe. Sie verfügt sogar über die Hälfte vou Handelsschiffen 
mehr, als auf allen größeren, schiffbaren Flüssen in Deutschland vor¬ 
handen sind. Nach den behördlichen Ermittelungen werden im Laufe 
eines Jahres bei einigermaßen günstigem Wasserstande allein 4000 
Frachtschiffe nach Aussig zur Kohlenbeförderung geführt und über 
6000 befrachtete Schiffe und rund 2000 Flöße gehen über die böhmisch¬ 
sächsische Landesgrenze flußabwärts. Insgesamt betrügt der Güter¬ 
verkehr weit über 2 Millionen Tonnen oder über 40 Millionen Zentner. 
Die überall mit einem Anfwande von 5% Millionen Mark durch¬ 
geführten Stromkorrektionen gestatten nunmehr schon seit Jahren das 
Befahren der Elbe mit größeren Fahrzeugen als bisher. Außerdem 
aber haben, um dem Mitbewerb der Eisenbahnen wirksam begegnen zu 
können, die Raumverhältnisse der Schiffe eine ganz erhebliche Ver¬ 
größerung erfahren. Die früheren Elbfchiffe trugen kaum die Hälfte 
der Lasten, welche die jetzigen Fahrzeuge aufnehmen. In dem weiten 
Bauche eines großen Elbkahnes findet eine Ladung bis zu 11,000 Ztr. 
(das find 50 Eisenbahn-Doppelwagenladungen a 220 Ztr.) Aufnahme. 
Um die gleiche Last auf der Eisenbahn fortbewegen zu können, würden 
sich etwa zwei mittlere Güterzüge nötig machen.^ Die Bergsahrt der 
Schiffe geschieht fast nie mehr durch Hilfe der Segel, sondern meist 
durch Schleppdampfer, die oft eine Flotte von 6 — 12 Schiffen nach 
sich ziehen. Außer zahlreichen Privatdampfern besorgen drei große 
Dampfergesellschasten: 1. die Kette, 2. vereinigte Schiffer, 3. Öster¬ 
reichische Nordwestdampsschiffgesellschast den Schlepp- und Güterver¬ 
kehr. Zählt man noch die mehr dem Personenverkehr dienende 
sächsisch-böhmische Dampsschissahrts-Gesellschaft mit ihren schönen 
und zahlreichen Dampfern dazu, welche jährlich allein über 2 Millionen 
Menschen befördert, so giebt das ein ungefähres Bild der großartigen 
Verkehrsverhältnifse auf dem Elbstrome in wachsen. 
Werfen wir noch einen Blick auf die Nebenflüsse der Elbe in 
Sachsen. 
1. Die Kirnitzsch, d. H. der Buschbach, entspringt in der Nähe 
des böhmischen Städtchens Schönlinde am Kühlberge, bildet in ihrem 
Oberlaufe eine ziemliche Strecke die Grenze zwischen Sachsen und 
Böhmen, wendet sich dann ganz nach Sachsen und mündet oberhalb 
Schandau in die Elbe. Ihr Thal gehört zu den schönsten des
	        
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