8 III. Orographische Verhältnisse des Landes.
nicht bedeckt, dem Ackerbau und der Wiesenkultur gewonnen. — Der
landschaftliche Charakter des ganzen Elstergeländes oder des Vogt¬
landes ist vorwiegend der einer schlichten Anmut; er erinnert da und
dort an den des benachbarten Erzgebirges, doch vermißt man hier
die große Anzahl niederbrausender, forellenreicher Gebirgsbäche, an
denen ja das Erzgebirge so reich ist und die jenem Gebirge den
Reiz frischen Lebens und Treibens verleihen. Auch größere Teich-
flächen oder sonstige Wasserbecken sind selten. Obwohl die anbau¬
fähige Bodenkrume nur in dünner Lage das Grundgestein des Vogt¬
landes überdeckt, tritt doch dasselbe selten nackt in scharfen Linien
zu Tage. Die Grünsteinwände und Felsblöcke des Elster- und Trieb¬
thales (die Trieb mündet von rechts bei Jocketa in die Elster) und
die Schieferfelsklippen des Wendelsteins bei Falkenstein bilden in
ihren kühnen und wilden Formen nur eine geringe Ausnahme von
dieser Regel. Besondere landwirtschaftliche Schönheiten bieten nur
die Thäler der Elster, der Trieb und der Göltzsch. Kühn gebrochene
Linien der Thalhänge, von schäumenden Wässern wildumtoste Gesteius-
blöcke drunten im Grunde, lichtdurchwobeuer Baumschatten, empor¬
rankendes Strauchwerk, blumenreiche, freudiggrüue Wiesenflächen, Ort¬
schaften oder einzelne, eingestreute Wohnstätten, schlichte Mühlen-
uud kühne Brückenbauwerke vereinigen sich hier und da in diesen
Thälern zu Bildern von hoher Lieblichkeit. Sie bieten in ihren
lichtreichen Farben einen eigenartigen Gegensatz von hohem Reize
gegen die ernsten, hehren Bilder, durch die der mächtige, weithin
sich dehnende Hochwald der vogtländischen Reviere, von hohen Warten
oder einzelnen Lichtungen aus erschaut, unser Auge entzückt und die in
ihrer schlichten, aber ergreifenden Größe, umweht vom würzigen Waldes¬
odem, jenen stillen Zauber um uns spinnen, der unsrer Seele nach
monatelangem Schaffen im Getriebe des Alltagslebens so innig wohl¬
thut und sie so tief erquickt und befeligt. In früheren Zeiten be¬
herrschte der vogtländische Wald eine weit größere Fläche als jetzt,
und die Siedelnngen der Menschen, die „Renten/z oder „Rodungen"
lagen wie helle, schimmernde Eilande in der sie umrauschenden,
dunkelgrünen Waldflut. Auch war der Baumbestand ein gemischterer
als jetzt. Früher gab es große Buchen-, Eichen- und Ahornbestände,
während jetzt Fichte uud Kiefer vorherrschen. Trotzdem stand der
Wald in jener Zeit in weit geringerem Ansehn und Werte, als in
der Gegenwart. Als z. B. der weitsichtige Kurfürst Vater August
von Sachsen, der Schöpfer einer geregelten Forstkultur, 1579 den
großen Auerbacher Wald um die geringe Summe von 20,000 Gulden
von der Familie v. Planitz kaufte, kam bei diefem vorteilhaften
Handel das Dutzend hochstämmiger Bäume etwa auf einen Pfennig
zu stehen. Durch das Aufkommen mehrerer Eisen- und Glashütten
und durch eine auf der Elster eingerichtete Holzflöße, welche den
Niederungen im Norden das Holz zuführte, stieg indessen der Holz-