Full text: Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi (Teil 3)

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baten ihn, noch zu warten, aber er hielt es für lächerlich, 
jetzt noch mit dem Leben zu geizen. „Wie muß ichs machen?" 
fragte er den, welcher den Giftbecher brachte. „Du mußt 
trinken und dann umhergehen, bis dir die Füße schwer wer¬ 
den und dich dann niederlegen." Er nahm den Becher mit 
voller Heiterkeit und ohne eine Miene zu verändern; vielmehr 
sah er den Menschen mit seinem gewöhnlichen scharfen Blick 
an. „Ist es wohl erlaubt, den Göttern zu spenden?" fragte 
er. Man sagte ihm, es werde nur so viel eingerieben, als 
zum Trinken nothwendig sei. „Gut," erwiederte er, „so wol¬ 
len wir wenigstens beten, daß der Uebergang dorthin glück¬ 
lich von Statten gehe." Bei diesen Worten leerte er, fest 
anhaltend, den Becher. 
Bei diesem Anblick konnten sich seine Freunde der Thrä¬ 
nen nicht länger erwehren, sie weinten und rangen die Hände. 
Er aber hieß sie ruhig sein, denn darum habe er ja die Wei¬ 
ber weggeschickt. Er ging indeß aus und ab, und als er 
Mattigkeit fühlte, legte er sich nieder und verhüllte sein 
Gesicht. Nach einiger Zeit befühlte ihm der, welcher das Gift 
gereicht hatte, die Füße, drückte sie stark und fragte ihn, ob 
er's fühle. „Nein," sagte der Sterbende. Dann ging er 
prüfend vorwärts und zeigte den Umstehenden, wie er kalt 
und starr werde. Da nun schon der Unterleib anfing kalt zu 
werden, deckte er sich noch einmal auf und sagte zu Kriton: 
„Wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig. Opfert ihn 
ja und versäumt es nicht." Kriton fragte ihn, ob er noch 
etwas zu sagen habe, aber er antwortete nicht mehr. — Dies 
war das Ende des besten, weisesten und gerechtesten aller 
Griechen (399 v. Chr.). 
XXIX. 
Agesilaos. 
Nach dem Tode des Spartanischen Königs Agis hätte 
eigentlich dessen Sohn Leotychides in der königlichen Würde 
folgen sollen. Dennoch bestieg durch den Einstuß des damals 
so mächtigen Lysander der lahme Agesilaos den Thron,
	        
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