7. Der Binnenhandel in dieser Zeitperiode.
Wie der Seehandel durch die Hanseaten, so nahm auch der
Binnenhandel Deutschlands im 14. und 15. Jahrhundert einen großen
Aufschwung. Bisher bewegte er sich auf drei deutlich abgegrenzten
Gebieten, dem oberdeutschen zu beiden Seiten der Donau, dem rheini¬
schen bis Mainz und dem niederdeutschen von dem unteren Rhein bis
zur Weichsel. Die beschwerlichen Wege, auf denen sich die hohen Fracht¬
wagen nur mühsam fortbewegen konnten, die hohen Abgaben, die an
den zahlreichen Zollstationen zu entrichten waren, die Überfälle der
Raubritter endlich bereiteten dem Handel viele Hindernisse. Der Kauf¬
mann mußte stets in Gesellschaft, karawanenmäßig ziehen. Bewaffnete,
die der betreffende Landesherr gegen Bezahlung den Kaufleuten auf-
drang, geleiteten die hochbepackten Lastwagen, die nur auf einem vor¬
geschriebenen Wege fahren durften, oder die weitbauchigen Schiffe, die
stromaufwärts durch Segel- und Pferdekraft vorangebracht wurden,
durch die einzelnen Gebiete von Grenze zu Grenze. Gegen die un¬
billigen Forderungen der Fürsten und die räuberischen Anfälle der
Ritter suchten sich die rheinischen Handelsstädte durch ein Schutz- und
-Lrutzbündnis zu schützen. Dem rheinischen Städtebund folgten die
oberdeutschen Städte, die noch zahlreicher waren und geschlossener bei¬
einander lagen. Wie die Hansa den Außenhandel schützte, so
erleichterten die Städtebündnisse Handel und Berkehr im inneren
des Landes.
Zu derselben Zeit, als die Hansa sich alle Uferländer der Nord-
und Ostsee wirtschaftlich untertan machte, knüpften die oberdeutschen
Städte einen regen Verkehr mit den Städten Oberitaliens an (Venedig,
Mailand, Genua) und besuchten immer häufiger und zahlreicher die
großen Märkte von Flandern. Infolgedessen blühten namentlich die
totadte am Nordsaume der Alpen, von Basel bis Wien, mächtig auf,
und von Nürnberg aus zogen die Kaufleute immer öfter gen Norden
ins Hansagebiet und ostwärts nach Polen und Ungarn. Massenhaft
strömten aus Italien und Flandern orientalische Waren nach Deutsch¬
land, Goldbrokat, Samt und Seide, Ingwer, Pfeffer, Nägelein und
vieles andere. In stets größerer Menge bezog man von England
Metall, Häute, Wolle, Leder, Tuche, von Flandern und Brabant Ge¬
webe aus Seide und Baumwolle, Teppiche, Spitzen, Stickereien und
haften, von den Landern des Nordens endlich Fische, Pelze, Felle
Wachs, Talg, Teer und Holz. Zur Ausfuhr gelangten dagegen die
Produkte Deutschlands, wie Wein, Leinwand, Tuch, Salz, Metallwaren
und Getreide; besonders die Erzeugnisse des deutschen Bergbaues und
Gewerbebetriebes waren geschätzte Handelsartikel. Die deutschen
Hofmann, Die deutsche Kultur. 6 gl