9. Langsame Hebung des Handels im 18. Jahrhundert. 
Die schweren Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das wirt¬ 
schaftliche Leben seines Landes zu verwischen, war besonders der Große 
Kurfürst bemüht. Durch Herbeiziehung fremder Einwanderer suchte 
er das Gewerbe zu heben. So nahin er die gewerbtätigen Hugenotten, 
die wegen ihres Glaubens aus Frankreich fliehen mußten, in sein Land 
auf. Durch den Bau von Kanälen, durch Einrichtung einer Post, durch 
Befreiung der Gewerbe von manchen beengenden Schranken suchte er 
Handel und Verkehr zu fördern. Er errichtete eine afrikanische Handels¬ 
gesellschaft, ja trug sich mit Plänen einer Kolonie in Afrika und einer 
preußischen Kriegsmarine. Des Großen Kurfürsten tüchtige Nachfolger, 
König Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., sehten sein Werk fort. 
Durch Einfuhrverbote gegen fremde Waren, Verbote der Ausfuhr von 
Wolle und Flachs, durch Vorschüsse an Geld suchten sie dem heimischen 
Gewerbe billiges Rohmaterial zu schaffen. Durch Verbesserung der 
Gesetzgebung und Rechtspflege, der Geld- und Kreditverhältnisse, der 
Verkehrs- und Transportmittel (Landstraßen und Posten) wirkten sie 
für Hebung von Handel und Verkehr. Schon begann man mit Ma¬ 
schinen zu arbeiten, und für verschiedene Gewerbe entstanden aufblühende 
Mittelpunkte, so für die Baumwollenmanufaktur das Erzgebirge, für 
die Damastweberei die sächsische Lausitz, für Leinenwaren Schlesien 
und Westfalen, für die Seidenweberei das Bergische (Krefeld und Um¬ 
gebung), für Silberwaren Hanau, für Eisen- und Stahlwaren Suhl und 
Solingen. Bei alledem blieb der deutsche Handel noch lange hinter 
dem englischen, französischen und holländischen zurück; er war noch 
der „Handlanger des fremden Handels". So hat ihn Friedrich der 
(Vjroße genannt, als ihm sein Minister den Vorschlag machte, dem 
Handel größere Freiheiten zu gestatten. Er sagte: „Was Sie mir 
von Industrie und Handel sagen, ist ganz gut; die Industrie ist freilich 
die Gäugamme eines Landes und der Handel die belebende Seele eines 
Staates. Allein dies gilt nur von solchen Ländern, wo die Industrie 
die Grundfeste des Handels und der Handel der Geschäftsmann der 
Industrie ist. Aber in meinem Lande verhält es sich anders. Die 
Industrie ist hier noch in der Wiege und der Handel nichts weiter als 
der Handlanger des fremden Handels." 
10. Der deutsche Handel im 19. Jahrhundert. 
Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen am Ende des 
18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Erfindungen und die 
Fortschritte der Industrie und des Verkehrs gaben dem Handel des 
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