Freie Bauerngemeinden gab es zuletzt nur noch im Süden Deutsch¬
lands, in der Schweiz, im westlichen Holstein und in Westfalen.
In der Schweiz schlossen sich die drei Landschaften Schwyz, Uri und
Unterwalden zur Eidgenossenschaft zusammen, um ihre alten Volksrechte
gegen die Übergriffe der Österreicher zu wahren. (Siehe „Wilhelm
Tell".) Der Kampf gelang ihnen, und Kaiser Maximilian mutzte im
Jahre 1499 die Freiheit und Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft an¬
erkennen. Ebenso tapfer wehrten sich die Friesen am Nordseestrande
gegen die holländischen und dänischen Könige, die Dithmarschen gegen
die Grafen von Holstein, die sie unterjochen wollten. Wenn sich später
auch die Westfriesen den Grafen von Holland und die Dithmarschen dem
König von Dänemark unterwarfen, so behielten sie doch manche ihrer
Freiheiten und namentlich ihr altgermanisches Recht.
5. Die Lage des Bauernstandes am Ende des Mittelalters.
_ Die Lebensweise des hart bedrückten Bauernvolkes war eine äußerst
dürftige.^ Die ländlichen Wohnungen bestanden fast durchweg (selbst
die herrschaftlichen Häuser nicht ausgenommen) aus bloßem Fachwerk
mit einem Dach aus Schindeln oder Stroh. Unmittelbar in das
Wohnhaus mit eingebaut war der Viehstall; getrennt davon waren die
Scheunen und meist auch die Schweineställe. Nur auf den größeren
Gütern pflegten alle Wirtschaftsräume von dem Wohnhaus abge¬
sondert zu sein; sie bildeten dann mit letzterem zusammen einen ge¬
schlossenen Hof. Auch ein Back- und Brauhaus fand sich gewöhnlich
auf diesen größeren Gütern. Als Beleuchtungsmaterial dienten an¬
gezündete Holzspäne; Wachslichter kamen nur in größeren Gütern und
auch da nur bei festlichen Gelegenheiten vor. Zum Heizen Benutzte
man ungeheure eiserne Ösen, in welche das Holz von außen geschoben
wurde.
Der Bauer kleidete sich in Zwilchkittel und Leinwandhose, Filzhut
und Bundschuh. Er aß schwarzes Brot, Roggen- und Haferbrei, Erbsen
und Lmsen. Sein Getränk bestand aus Molken mit Wasser. Die Er¬
ziehung der Kinder war furchtbar verwahrlost; sie wuchsen auf wie
das liebe Vieh und kannten oft weder „Gott noch Menschen, weder
Himmel noch Holle, weder Gutes noch Böses". Mit der Unwissenheit
des Bauemvolkes war grosser Aberglaube gepaart. Länger als in
den Städten erhielten sich auf dem Lande die Sitten und Gebräuche
des heidnischen Germanentums, wenn man ihnen auch eine christliche
Deutung gab. So erhielt die Vorfeier des Jul- und Winterfonnwend-
fi-T November den Namen des heiligen Martin, und die Opfer
verschiedener -uere zu Ehren Wotans wurden in das feierliche Verspeisen
Hofmann. Die deutsche Kultur. 8 110