Zur Wiederaufnahme der geregelten Arbeit nach dem Friedens¬ 
schlüsse fehlte es an Arbeitern, Vieh, Samengetreide, Werkzeugen, 
Ställen und Wohnungen. Der geringe Ertrag des Feldes mutzte zu 
niedrigen Preisen abgesetzt werden, da die städtische Bevölkerung, die 
früher die Abnehmer bildete, selbst in größter Armut war. Die alte 
Seßhaftigkeit des Landmannes war verschwunden. Viele mischten sich 
unter die Scharen des entlassenen Rrtegsoolkes, das raubend und 
plündernd durch die Lande zog. Erst durch die wieder erstarkende 
Polizeigewalt mutzten sie zur Seßhaftigkeit gezwungen werden. 
Zu allem kam noch, daß der Bauer meist den geringen Gewinn 
aus seinem Felde nicht sein eigen nennen konnte. Die Steuern und 
Abgaben, die der Landesherr auflegte, drückten hart, rücksichtsloser 
aber noch nutzten die verschuldeten Gutsherren die Not ihrer Hinter¬ 
sassen aus, so daß der Bauer weder seinen Besitz, noch seinen Erwerb, 
ja nicht einmal seine Arbeitskraft als sein Eigentum betrachten konnte. 
Murrend sah er sich nach der Zuchtlosigkeit des Krieges nur noch ein 
härteres Joch aufgelegt. Es kehrten wieder die Zehnten an Staat, 
Gutsherrn und Pfarrer, die Frondienste und die Abgaben an die 
gutsherrliche Familie, es erneuerten sich die Zinshühner und Eier, das 
Verbot aller Angriffe auf das die Fluren verwüstende Wild, der ent¬ 
würdigende Treiberdienst bei den herrschaftlichen Jagden; schutzlos sah 
sich der Bauer seinen Gläubigern preisgegeben, die ihn von Haus 
und Hof trieben. 
Daß trotzdem die Landwirtschaft sich wieder aufrichten konnte, 
ist der unermeßlichen Emsigkeit, Geduld und Genügsamkeit des deutschen 
Bauern zu danken, der unter so drückenden Verhältnissen und so viel¬ 
fachen Hindernissen dennoch den Mut und die Ausdauer nicht verlor 
und die Liebe zu seiner Wohnstätte selbst in dem Dorfe eines Grund¬ 
herrn wieder gewann. 
8. Die Lage des Bauernstandes im 18. Jahrhundert. 
JDlit dem allmählichen Aufschwünge der Landwirtschaft im 
18. Jahrhundert besserte sich das Los der Landbevölkerung keines¬ 
wegs, vielmehr trat die Leibeigenschaft in noch ausgeprägterer Form 
auf als früher. Der Adel hatte durch das Aufkommen geworbener 
Truppen und stehender Heere seine kriegerische Bedeutung verloren. 
Er strebte nun danach, sich eigne Wirtschaften in größerem Umfange 
einzurichten. Die Bildung adeliger Großwirtschaften war durch die 
Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges gefördert worden, die ganze 
Dörfer in Asche gelegt und die Bauerschaften zerstreut hatten. Viele 
Gutsherren vertrieben die Bauern von ihren Besitzungen, indem sie 
dieselben für einen eigenmächtig festgesetzten Preis mit ihrem Gute ver- 
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