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gefunden und beginnt mit einigen Versen über die Weltschöpfung, an dte
sich ein Gebet anschließt.
Ein Bischof Virgilius in Salzburg war wohl erfahren in der Geo¬
graphie. Er sprach einmal die Vermutung aus, daß es unterhalb der Erde
noch eine Welt gebe uud andere Menschen. Heute freilich weiß jeder-
mann, daß die Erde rund ist und daß auf der uns entgegengesetzten Seite
auch Menschen wohnen.
Wie im übrigen Deutschland so zersiel auch in Bayern das Volk ut
Freie, Unfreie und Leibeigene. Über allen stand der Herzog, reich an
Land und Leuten, Führer im Krieg und oberster Gerichtsherr des Landes.
Seilt Eigentum uud seine Person waren besonders geschützt. Wer ihn
schädigte, mußte es siebennndzwanzigsach büßen. Die Freien hatten
Grundbesitz, waren die Krieger und saßen im Gericht. Sie trugen langes-
Haar und gingen in Waffen. Die Unfreien waren kenntlich am kurz¬
geschorenen Haar: sie hatten zwar ein Besitztum, waren aber einem Freien
zinsbar. Die Leibeigenen (Sklaven) hatten gar kein Eigentum. Sie waren
leibeigen durch Abstammung von solchen Eltern oder waren es durch Ver¬
brechen geworden. Auch alle Kriegsgefangenen zählten zu ihnen. Die
Leibeigenen standen ganz unter der Gewalt ihrer Herren.
Die Bayern waren, wie ursprünglich alle germanischen Völker,
Heiden. Als sie von Böhmen aus in ihr neues Land einwanderten, trafen
sie, namentlich im südlichen Teile, aus einen zurückgebliebenen Volksrest,
der schon christlich war. Sie hingen aber sehr am Althergebrachten. Es
dauerte ziemlich lange, bis ihre Herzen sich dem Christenglauben öffneten,
und wäre nicht die Heidenbekehrung von den Herzogen so gefördert worden,
es wäre damit noch langsamer gegangen.
Zu jener Zeit kamen Glaubensboten aus fernen Ländern zu unseren
Vorfahren, um sie zum Christentum zu bekehren. Damals wirkte der hl.
Ruprecht vornehmlich in Salzburg. Er verdient den Ehrentitel „Apostel
der Bayern"; denn er war nicht nur der erste, der das Evangelium ver¬
kündete, er tat es auch mit dem größten Erfolge. Das Mönchs- und das
Nonnenkloster zu Salzburg wurden von ihm gegründet. In der Peters¬
kirche dortselbst liegt er begraben. Der hl. Emmeran war besonders in
Regensburg tätig. Zu den Avaren wollte er ziehen, blieb aber auf Wunsch
des Bayernherzogs drei Jahre in dessen Residenz. Der schöne, hoch¬
gewachsene Mann reiste im Lande umher und wußte in gewaltiger Rede
die Herzen zum Guten zu führen.
Zu Freifing wirkte später der hl. Korbinian. Das war ein frommer,
aber hitziger Mann. Eine Bauernfrau, die das Kind des Herzogs schein¬
bar durch Zauberei geheilt hatte, schlug er mit der Faust und nahm ihr
das Geschenk des Fürsten ab, um es den Armen zn geben. Seine Gebeine
ruhen in Freising. Ganz Bedeutendes leistete Winfried oder Boni-