Full text: Vaterländische Geschichte

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Öffnungen wurden mit Holzgittern ausgefüllt oder mit Ölpapier verklebt. 
Nur bei den Wohlhabendsten konnte man die runden, fast undurchsichtigen 
„Butzenscheiben" finden. Das größte Vergnügen, welches die Bauern 
kannten, war der Tanz, der aber meistenteils mit einer großen Prügelei 
endete. Er fand nicht in einem Saal sondern im Freien unter der Dorf- 
linde statt. Die Bauern nährten sich hauptsächlich vom Landbau und 
trotzdem viele Leute durch die Kreuzzüge dem Laudbau entzogen wurden, 
nahm derselbe doch einen regen Aufschwung. Man baute Getreide, Hülseu- 
und Gartenfrüchte. Mit besonderem Fleiße wurden Obst- und Hopfen¬ 
gärten gepflegt: in wärmeren Gegenden gab es Weinbau. Auch die Vieh¬ 
zucht lieferte einen reichen Ertrag; namentlich Schweinefleisch wurde 
allgemein sehr gern gegessen. Pferde waren als Reittiere für die Edel¬ 
leute stets gesucht. Auch die Schafzucht wurde getrieben; denn die Wolle 
brauchte man zu den feinen Kleidern. Wenn die Bauern einen eigenen 
Grund und Boden hatten, durften sie auf demselben auch die „niedere" 
Jagd betreiben, d. H. die wilden Tiere in Fallen und Schlingen fangen. 
In gleicher Weise wie die Landwirtschaft hob sich auch das G e - 
w e r b e. Besonders in den Städten gewann dieses bald die Oberhand. 
Die Handwerker mehrten sich; denn sie erhielten nach und nach die persön¬ 
liche Freiheit und bildeten mit den Freien die Bürger der Stadt. Es gab 
neben Brauern, Metzgern, Bäckern, Schneidern, Schuhmachern bereits 
Glockengießer, Teppichweber, Steiuhauer und Bildhauer. Die einzelnen 
Gewerbe bildeten wieder Genossenschaften, die man Zünfte nannte. Die 
Häuser in den mit Mauern und Gräben umzogenen Städten waren meist 
aus Stein gebaut und gut eingerichtet. Die Straßen der Stadt befanden 
sich damals noch in einem sehr schlechten Zustand. Bei Regenwetter mußte 
man von Stein zu Stein springen, um nicht stecken zu bleiben. Straßen¬ 
pflaster und Dachrinnen kamen erst später auf. Die Kaiser förderten die 
Entwicklung der Städte sehr und wendeten denselben oft große Ver¬ 
günstigungen zu. Auch die bayerischen Herzoge taten dies mit ihren Städten 
und schenkten ihnen manche Rechte, z. R. das Marktrecht und das Münz¬ 
recht. Auch durften die Städte sich selbst verwalten. Dadurch kamen sie 
rasch empor, und außer den Römergründungen Salzburg, Regensburg 
und Augsburg sind schon Nürnberg, Bamberg, Ulm namhafte deutsche 
Städte. 
Auch der H a u d e l war schon lebhaft. Regensburg vermittelte ihn 
mit dem Osten, Augsburg mit dem Süden, Nürnberg mit dem Norden. 
Von Bayern wurden Getreide, Salz, Eisen und Vieh ausgeführt, und 
herein kamen Spitzen und seine Tücher, Seide und namentlich Gewürze. 
Zur Bezahlung gab es bereits Münzen, die anfangs nur mit Kreuzen 
und Strichen versehen waren. Erst die Welsen fingen an, ihr Bildnis 
und ihr Wappen auf dieselben prägen zu lassen.
	        
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