Full text: Vaterländische Geschichte

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Verschiedene bayerische Städte verdanken dem Herzog Ludwig ihr 
Emporkommen. Er baute Landshut aus, erhob Straubing und Landau 
zu Städten und umgab Braunau mit Mauern. Ludwigs Eude war leider 
ein unverdient trauriges. Gerne weilte er zu Kelheim. Als er an einem 
Herbstabend 1231 gegeu die Donaubrücke zu ging, trat ihm ein Unbekannter 
in den Weg und überreichte ihm einen Brief. Der Herzog erbrach den¬ 
selben und als er zu leseu begann, stieß ihm der Fremde ein Messer in die 
Brust. Leblos sank der Fürst zu Boden. Der Mörder wurde von Hinzu¬ 
kommenden sofort erschlagen und nie hat man erfahren, wer er war und 
wer ihn gesendet. Von den Zeitgenossen wurde der Verdacht auf den 
Kaiser gelenkt, als habe dieser seine Hand dabei im Spiele gehabt. 
Otto II. der Erlauchte folgte seinem Vater in der Regierung Bayerns. 
Von der Burg Heidelberg, wo er mit seiner Gemahlin Agnes gewohnt 
hatte, kam er nach Laudshut und verlegte in diese Stadt die Residenz, 
die bisher in Kelheim war. Anfangs hatte er von des Kaisers schlimmem 
Sohn Heinrich, der in Bayern einfiel und das Land verwüstete, viel zu 
leiden. Aber bald erkannte der Kaiser den bösen Sinn seines Sohnes 
und verurteilte ihn zu lebenslänglicher Haft. In dieser starb er auch. 
Kaiser Friedrich II. hatte dem Papste versprochen, einen Kreuzzug 
zu unternehmen. Da er mit der Ausführung zögerte, wurde er in den 
Bann getan. Otto, der Bayernherzog, hielt treu zu seinem Kaiser. Auch 
ihn traf deshalb der Bann des Papstes und sein Land das Interdikt. Das 
waren harte Strafen. Ein Gebannter war aus der Gemeinschaft der Christen 
ausgeschlossen. Er durfte nicht in die Kirche gehen, nicht die Sakramente 
empfangen; ja nach dem Tode wurde er nicht in geweihter Erde begraben. 
Das Interdikt bestand in der Versagung der gottesdienstlichen Handlungen 
im ganzen Lande. Die Glocken erklangen nicht mehr, die Kirchen waren 
geschlossen, keine Taufe, keine Trauuug wurde von den Geistlichen voll¬ 
zogen, die Toten wurden ohne Gebet und Segen oft in ungeweihter Erde 
beigesetzt. Fast sieben Jahre lang dauerte dieser schreckliche Zustand. Das 
Volk war traurig über sein Geschick, aber es hing treu au seinem Herzog. 
Mitten in den Stürmen der Zeit starb Otto I I. am Schlage. Erst nach 
zwölf Jahren durfte fein Leichnam in der Gruft zu Scheyern kirchlich bei¬ 
gesetzt werden. Er ist der letzte Wittelsbacher, der dort seine Ruhe fand. 
Unter den drei ersten Wittelsbacher Herzogen war Bayern bedeutend 
vergrößert worden. Unter dem letzten hatte es etwa einen dreimal so 
großen Umfang als bei dem ersten. Bayerns Macht und Einfluß war groß 
und noch im Steigen begriffen; aber bald sollte dem Aufschwung ein Nieder¬ 
gang folgen. Durch die nunmehr eintretenden Teilungen wurde das 
bayerische Land zerstückelt und die Macht der Wittelsbacher zersplittert.
	        
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