Full text: Vaterländische Geschichte

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Brandenburg gegen ihn. Mutig zog der Herzog den Feinden entgegen 
und erfocht an der Spitze seiner Krieger bei Giengen in Schwaben einen 
glänzenden Sieg. Als man ihn aufforderte, sich im Kampfe zu schonen, 
ries er ans: „Heute lebendig oder tot, bleibe ich bei meinem Volke". Bald 
darnach kam es zum Frieden, in welchem der Herzog Donauwörth wieder 
herausgab. 
In Niederbayern wurde noch tu der alten Weise Recht gesprochen, 
nämlich nicht nach geschriebenen Gesetzen, sondern nach Gutdünken und 
vielfach nach Willkür. Ludwig sorgte nun für geschriebene Gesetze. Die 
Landwirtschaft wurde von ihm sehr begünstigt. (Sr ließ manche Wildnis 
urbar machen und Moore trocken legen. Dem Bergban wendete er eben¬ 
falls sein Augenmerk zu und ließ insbesondere die Salzwerke von Reichen¬ 
hall verbessern. Auch das Gewerbe wurde sehr gepflegt. Ta war es 
kein Wunder, daß sich in den Dörfern und Städten der Wohlstand hob. 
Das größte Verdienst erwarb sich Herzog Ludwig der Reiche für 
sein Land dadurch, daß er 147*2 die Universität (Hochschule) Ingolstadt 
gründete. Bisher mußte nämlich die bayerische Jugend auswärts an einer 
Hochschule, z. B. Würzburg, Heidelberg, Wien oder Leipzig studieren. 
Ludwig stattete seine hohe Schule so reich aus, daß der Zudrang von 
Studenten bald ein sehr großer wurde und die Universität schon nach 100 
Jahren eine der berühmtesten Deutschlands war. Ein Fürst, der seinen 
Reichtum in solcher Weise verwendet, erwirbt die Liebe seines Volkes und 
sichert sich in der Nachwelt ein ehrendes Andenken. 
Der bayerische Hof war damals einer der glänzendsten Deutschlands. 
Der größte Reichtum wurde bei der Hochzeit des herzoglichen Prinzen 
Georg in Landshut mit einer polnischen Königstochter entfaltet. Acht 
Tage lang wurden Feste gehalten. Mehr als 9000 Gäste waren anwesend, 
darunter Kaiser Friedrich und sein Sohn Maximilian, sowie noch 19 Fürsten. 
Wie bei dieser Gelegenheit geschmaust wurde, kann man daraus ersehen, 
daß bei den Mahlzeiten verzehrt wurden: 333 Ochsen, gegen 1000 Schweine, 
3000 Schafe, 1200 Gänse, 4000 Hühner, 7500 Krebse, 194000 Eier. Dazu 
wurden 6000 Eimer Wein getrunken. Während des Mahles gelangte 
auch eine Pastete auf die Tafel. Beim Anschneiden derselben sprang ein 
Zwerglein in Rittertracht heraus und bot den Gästen mit zierlichen Ver¬ 
beugungen die Hand. Das Brautpaar trug kostbare Gewänder, die von 
Gold, Edelsteinen und Seide glänzten. 
Bei der Hochzeitsfeier wurde auch, wie bei fast allen Festlichkeiten 
der Adeligen, ein Turnier abgehalten. Als verschiedene Ritter bereits ihre 
Kraft erprobt hatten, sprengte plötzlich ein riesenhafter Pole in glänzender 
Rüstung in die Schranken. Er bot demjenigen tausend Gulden, der ihn 
besiegen würde. Alles schwieg, niemand wollte den Kampf versuchen. 
Da erhob sich Christoph, ein Herzog von München, der stärkste Ritter seiner
	        
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