116 —
r et"en großen Teil der preußischen Armee während sechs Wochen
^ unterhalten haben, was das Land täglich 25 000 fl. kostet
^ ^Hessen treten wir in den Norddeutschen Bund ein, und die
Hälfte des hessischen Kontingents tritt unter preußischen Oberbefehl,
was eme^ furchtbare Verwirrung zur Folge haben wird. Louis würde
den preuszlschen Oberbefehl für das ganze vorgezogen haben, besonders
tit Voraussicht — ach, auf etttert künftigen Krieg.
f Eisenbahnen das Post- und Telegraphenwesen gehen auch
auf Preußen über und außerdem beansprucht Preußen einige schöne
alte Gemälde Bücher und Handschriften, welche einstens der Kölnischen
Dombiblwthek gehört hatten und vor Jahren Hessen zum Geschenk
gemacht worden waren . . . .■ 9 ' ;
Wenn der Friede ratifiziert und das Geld bezahlt ist, verlassen die
Preußen das Land was ,etzt ganz in der Kürze der Fall sein wird."
Uber die Rückkehr der Truppen berichtet Erbgroßherzogin Alice
m emem Briefe vom 27. Sept. an ihre Mutter:
" t ViV®? ^^der ganz hier, unsere Truppen sind zu¬
ruckgekehrt und Onkel Louis (Ludwig III.) gleichfalls. Die ersteren
wurden von den Einwohnern aufs wärmste empfangen und mit
Blumensträußen überschüttet, auch Louis, welcher an der Spitze ritt.
•Wir Jähen sie alle vor dem Schlosse, und es war traurig, zu sehen,
wie die Reihen gelichtet sind und die Gesichter derer fehlten, die wir
tri to,nnten- 13- und 14. Juli bei Frohnhofen, Laufach und
chchasienbnrg verloren wir von 8000 Mann 800 und 11 Offiziere
und von den Offizieren gerade solche, welche mit den Prenßen^auf be¬
sonders gutem Fuße standen und die Einheit Deutschlands unter
Preußen wünschten.
Heute _ mittag besuchen wir die armen Verwundeten, von denen
noch )o viele an so schrecklichen Wunden darniederliegen. So viel
Leiden, Schmerz und Kummer für diese armen Leute, die doch an
meiern unseligen Kriege unschuldig sind
_ Infolge des Friedensschlusses trat Hessen mit dem nördlich des
Mains gelegenen Teile, der Provinz Oberhessen, dem neugegründeten
„Norddeutschen Bund" bei. Dieser Bund umfaßte 22 Staaten
Norddeutschlands. Ihre Regierungen waren in dem Bundesrate ver¬
treten, in dem Preußen den Vorsitz führte. Das norddeutsche Volk
war durch den Reichstag vertreten, der 296 Mitglieder zählte. Oberster
Bundesfeldherr war der König von Preußen. Diefer hatte außerdem
im August mit den Fürsten von Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-
Darmstadt geheime Vertrüge zu Schutz und Trutz geschlossen, in
welchen dieselben sich verpflichteten, im Falle eines Krieges ihre Truppen
unter seinen Oberbefehl zu stellen.
Sonst waren die süddeutschen Staaten sich selbst überlassen; nur
das Zollparlament war ein alle Deutschen verknüpfendes Bindeglied.
Allgemein sehnte man sich nach einem festeren Zusammenschlüsse und
einer engeren Vereinigung Gesamtdeutschlands. Die volle Einigung
Deutschlands sollte erst der deutsch-französische Krieg herbeiführen.