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Unterdessen war es der 25. Division gelungen, durch das Bois
de la Crsse vorzudringen und seitwärts von diesem Geholze den Eqen-
bahndamm der im Bau begriffenen Linie Metz-Verdun zu besetzen.
Stundenlang waren hier die Mannschaften der 25. Divywn dem hef¬
tigsten Kreuzfeuer des Feindes ausgesetzt, ohne vorrücken zu können.
Einer hessischen Abteilung wurde jetzt der Befehl, rechts abzuschwenken
und zum Sturme auf Ferme Champenois vorzugehen. Die Geschütze
der reitenden Batterie mußten erst den Weg dahin ebnen. Dte^ feindliche
Infanterie, die sich in dem Gehöfte gut verschanzt, eröffnete em mörde¬
risches Feuer auf die Batterie, und bald lag ein der Offiziere und
Bedienungsmannschaft, von Chassepotkugeln niedergestreckt, am Boden.
Der Infanterie gelang es, über l'Envie nach der Ferme vorzudringen,
freilich mußte jeder Schritt vorwärts mit dem Blute der Braven erkauft
werden. Während die Infanterie zum.Sturm vorrückte, überschüttete
die Artillerie Champenois mit einem Hagel von Geschossen. Bald
schlugen die Flammen aus allen Dächern hervor, und der Feind sah
sich genötigt, den lang gehaltenen Platz zu verlassen.
Während des Sturmes auf Ferme Champönois war es an der
Lisiere des Bois de la Cusse ebenfalls heiß hergegangen. Dem
Gehölze gegenüber, bei Amanvillers, waren die feindlichen Batterien
aufgefahren und donnerten mörderisch gegen die Stellung der hessischen
Artillerie am Eisenbahndamme. Die zur Deckung der Artillerie postierte
Infanterie hatte gleichfalls einen schweren Stand, da es galt, stunden¬
lang die Offensivstöße der Franzosen zurückzuweisen. Das verheerende
Feuer der Chassepots und das Einschlagen der Chrapnels lichteten ge¬
waltig die Reihen der braven Hessen. An ein Vordringen war kaum
zu denken. Sprungweise gelang es wohl den Schützenketten, 50 Schritte
vorzudringen; dann mußten sie sich wieder niederwerfen, um Deckung zu
suchen. Erst als die Garde und die Sachsen ihre Aufgabe bei St. Privat
gelöst hatten und von dort ans Unterstützung kam, gelang es, den zähen
Gegner aus seiner Stellung zu vertreiben.
Bereits war die Nacht hereingebrochen, nach 8 Uhr, und immer
noch währte der Kampf. Der Donner der Geschütze ließ sich gleichfalls,
wenn auch entfernter, vernehmen; deutlich hörte man die Signale des
Feindes. War die Schlacht gewonnen; wird der morgende Tag eine
Fortsetzung des Kampfes bringen? Da gegen 8ili Uhr traf die Nach¬
richt von dem Chef der II. Armee, Prinzen Friedrich Karl, ein: „Die
Schlacht ist gewonnen!"
Die Division biwakierte auf blutiger Wahlstatt, „die einen grausigen
Anblick gewährt. Ringsum brennende Dörfer und Pachthöfe, überall
Haufen von Leichen, Stöhnen und Wehklagen der Verwundeten, Röcheln
der Sterbenden. An Nachtruhe auf so furchtbarer Lagerstätte ist kaum
zu denken und doch liegen wir bald in bleiernem Schlafe."
Der Tod hatte eine furchtbare Ernte unter der Division gehalten.
In dieser waren die Verluste verhältnismäßig stärker als bei der Garde
und den Sachsen, welche auf St. Privat stürmten. Der 18. August hatte
die hessische Division allein 1200 Tote und Verwundete gekostet. Die