Full text: Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart

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nnd Egica aber übertrafen alle an Grausamkeit. Erwig und der von Juden ab¬ 
stammende Erzbischof Julian von Toledo decretirten, dass sowol sämmtliclie 
Juden, welche nicht das Christenthum annahmen, als auch die Getauften, die 
irgend ein jüdisches Gesetz befolgten, mit Verlust des Vermögens bestraft und 
aus dem Lande verjagt werden sollten (693). Unter Egica wurden sämmtliclie 
Juden Spaniens zu Sklaven gemacht, verschenkt und durch das Land vertheilt. 
Kinder unter 7 Jahren wurden den Eltern entrissen und frommen Christen zur 
Erziehung übergeben. Was wunder, dass die Juden dem siegreich vordringenden 
mohammedanischen Eroberer Tarik zujubelten und ihn auf seinen Siegeszügen 
unterstützten. Die Araber brachten den Juden Erlösung von Jahrhundert langer 
Knechtschaft. 
§ 7. Die Juden unter den Merovingern und Karolingern. 
In Gallien lebten die Juden, welche sich schon unter der römischen Herr¬ 
schaft dort niedergelassen hatten, mit dem Volke in gutem Einvernehmen; sie 
verkehrten mit den Geistlichen, waren Beamte und Steuereinnehmer, und beklei¬ 
deten sogar Befehlshaberstellen. Allmählich regte sich auch hier der Geist der 
Unduldsamkeit und es gelang, beschränkende Gesetze gegen sie zu erwirken, 
aber dieselben wurden nur selten gehandhabt, theils weil das Volk die gehässigen 
Anschauungen der Geistlichkeit nicht theilte, theils weil die Juden durch ihre 
Kenntnisse und ihren Reichthum ihre günstige Stellung zu behaupten wussten. 
Unter den Merovingern verschlimmerte sich jedoch ihre Lage. Chilperich von 
Soissons (562—564) suchte sie zum Cbristenthume zu führen und zwang viele 
zur Taufe. König Dagobert behandelte sie eben so grausam wie Heraklius und 
Sisebut. 
Unter den Karolingern lebten die Juden in Buhe und Frieden. Karl der 
Grosse, als ein echter Held frei von Vorurtheilen, begünstigte sie hauptsächlich 
ihres Handels wegen; durch Juden liess er sich die Erzeugnisse des Morgen¬ 
landes zuführen. Um die Bildung der deutschen Juden, welche hinter ihren 
Glaubensgenossen in Spanien und Italien weit zurückstanden, zu heben, ver¬ 
pflanzte er eine jüdische Gelehrtenfamilie aus Lucca: Kalonymos sammt seinem 
Sohne Moses, nach Mainz (787). Mit der Gesandtschaft an den mächtigen Khalifen 
Harun-Al-Raschid betraute er in Gemeinschaft zweier Edelleute den Juden 
Isaak, welcher die Geschäfte zur Zufriedenheit seines Herrschers ausführte und 
ihm ausser einem Elephanten und ändern reichen Geschenken auch einen ge¬ 
lehrten Juden aus Babylon mitbrachte: R. Machir, der in Narbonne eine tal- 
mudische Hochschule gründete (802). 
Besonders begünstigt waren die Juden von Ludwig dem Frommen und 
der Kaiserin Judith. Ihnen zu Liebe wurden die Wochenmärkte vom Sabbat 
auf einen ändern Tag verlegt; sie waren in ihrem Verkehre nicht beschränkt 
und durften sogar frei Sklavenhandel treiben, sie genossen völlige Religions¬ 
freiheit, ja die Synagogen wurden häufig von Christen besucht, welche an den 
in der Landessprache gehaltenen Predigten der Rabbinen mehr Gefallen fanden, 
als an denen ihrer Geistlichen. Das Judenthum stand damals in solchem An*
	        
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