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zu bilden. Vergl. Mädchen, sitzen, Quelle, winden, Kranz. Das Mädchen
saß an der Quelle und wand einen Kranz.
Aufgabe: Ordnet die sämmtlichen Wörter einiger Lesestücke nach den
10 Klassen!
IV. Dir Wortbildung (Etymologie).
A. Die Wortbildung im allgemeinen.
1. Wörter, die von einem Worte herstammen, heißen eine Wort-§.166.
familie oder verwandte Wörter. (§. 19.)
2. Das Wort, von welchem die verwandten Wörter abstammen,
heißt das Wurzel wort. z. B. singen, trinken. — Die wichtigsten Wur-
zelwörter sind die starken Zeitwörter (§. 65.), da von diesen die
zahlreichsten Wörter abgeleitet sind.
Anmerk, i) Die Wurzeln selbst sind in den entwickelten Sprachen,
z. B. in der deutschen, nicht mehr vorhanden; ihre Laute finden sich am we¬
nigsten verändert in den Wurzelwörtern. 2) Aus den Wurzeln sind ur¬
sprünglich zwei Hauptarten von Wörtern hervorgewachsen: Nennwörter und
Zeitwörter; beide sind gleich alt. Die Wurzelwörter der ersten Art
(Mann, hart, vier, ich) rechnet man gewöhnlich zu den Stämmen (s. 3.).
3) Für die älteste Form des starken Zeitworts hält man jetzt die Vergangen¬
heit (sang, trank, schrieb». — Die schwachen Zeitwörter sind sämmtlich abge¬
leitete. z. B. setzen v. sitzen, tränken v. trinken, begegnen v. gegen, erblinden
und blenden v. blind. 4) Die festesten Theile der Wurzeln sind die Konso¬
nanten; die Vokale dagegen sind flüssiger Natur, z. B. sing, sang, ge¬
sungen. 5) Die Wörter haben ursprünglich sinnliche Bedeutung: auf diese
muß man daher stets zurückgehen, wenn man die Sprache verstehen will,
z. B. Geberde und Bahre kommt vom mittelhochd. dorn, d. i. tragen; Finger
v. fangen; Fürst und Firste von für — vor, also der (das) Vorderste.
3. Die Wörter, die aus den Wurzelwörtern ohne Vor- und Nach¬
silben (meistens durch Ablautung, d. i. durch den Eintritt eines an¬
dern Grundlauts) entstanden sind, heißen Stämme oder Stamm¬
wörter. z. B. singen, der Sang; trinken, der TrUnk. — Man kann
unterscheiden:
a) solche Stämme, die von Zeitwörtern abgeleitet sind. (Verbal-
Stämme). Die meisten sind Hauptwörter, z. B. Sang, Band, Trunk
und Trank, Schwung und Schwang (v. schwingen), Schar und Schur (v.
scheren) — Schall, Schlag, Sitz, Grab, Fall; Falle, Spalte, Binde.
b) solche Stämme, die nicht von Zeitwörtern hergeleitet sind. (No¬
minal-Stämme). z. B. Mann (bedeutet „denkendes Wesen"; davon
Mensch, minnen d. i. liebend gedenken, Minne, Minna), Fro (d. i.
„Herr", nicht mehr gebräuchlich; davon Frau, d. i. Herrin, frohnen
d. i. dem Herrn dienen, Frohnleichnam, Frohndienst), Weib, Vater
(davon Gevatter, Vetter), Kind, Sohn, Tochter, Land, Stein, Au,
Schnee, Ei, gut, groß, klein (davon Kleinod, d. i. das Kleine, Zierliche,
jetzt Kostbare), hart, heil, ich, du, er, der, ein, vier, viel, aus.
Bilde Stämme aus folgenden Zeitwörtern: klingen, zwingen,
schwimmen, schmelzen, fressen, sitzen; finden, springen, werfen, brechen,