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v. Chr
88 Das Altertum.
von der Landseite abgeschnitten. Da gruben die Karthager insgeheim
einen outnctl von der inneren Seite ins Meer und überfielen die er¬
staunten Römer mit 50 Kriegsschiffen. Aber Scipio siegte und verschloß
chiten auch diesen Ausweg wieder. Im Frühling des Jahres 146 wurde
die Stadt erobert und gänzlich zerstört. Die Einwohner wurden als
Sklaven verkauft; viele verlebten den Rest ihres Lebens in römischen
Kerkern. Von einer Anhöhe blickte Scipio auf die rauchenden Trümmer
Der Stadt, dte einst Meeresbeherrscherin war; eine Ahnuna von dem
dereinsügen Schicksal seiner Vaterstadt Rom beschlich seine Seele und
an der Seite eines Freundes sprach er die Worte Homers:
„Einst wird kommen der Tag, wo die heilige Jlios hinsinkt,
Priamns selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs."
Scipio erhielt von den Römern den Namen Afrikanus minor,
d. h. der jüngere Afrikaner. Das ganze karthagische Gebiet wurde unter
dem Namen Afrika eine römische Provinz.
9. Zeit der Bürgerkriege.
1) Werfass der römischen Sitten.
Nach dem Siege über die Karthager schritten die Römer auf der
Bahn der Eroberung immer weiter fort. Im Westen des Mittelmeeres
gehorchte ihnen Spanien, im Osten desselben erstreckte sich ihre Herr¬
schaft bald über Makedonien, Griechenland und Kleinasien. Rom war
eine Weltmacht geworden. Zahlreiche griechische Kuustschätze wan¬
derten nach Rom; griechische Künstler und Gelehrte ließen sich dort
nieder, und vornehme Römer unterstützten sie und suchten mit den
Werken der griechischen Dichter auch die griechische Sprache nach Rom
zu verpflanzen. Durch die vielen Eroberungskriege waren so uner¬
meßliche Schätze nach Rom geströmt, daß einzelne Familien, welche
in diesen Kriegen Staatsämter bekleidet hatten, zu fürstlichen Reich¬
tümern gelangt waren. Diese schlossen sich eng zusammen und suchten
den ärmeren Teil der Bevölkerung von allen einträglichen Staats¬
ämtern auszuschließen; in Rom selber wie auf den ausgedehnten Land¬
gütern erhoben sich herrliche Paläste, während die Zahl der kleineren
Grundbesitzer immer mehr verschwand. Neben der Prachtliebe wuchs
auch die Genußsucht und Sittenlosigkeit. Während früher sogar große
Feldherren in Friedenszeiten selber den Pflug führten, schämten sich jetzt
die freien Römer der Arbeit und ließen solche durch Sklaven verrichten,
obwohl viele von Almosen leben mußten, welche ihnen vom Staate oder
von den Reichen verabfolgt wurden. Denn Taufende der niederen Bürger