Full text: Preußens Geschichte in Wort und Bild

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§ 29. Preußens Erhebung. 
v 1- ©eit dem Tilsiter Frieden hatte Napoleon eifriger denn je die 
Begründung seiner Weltherrschaft betrieben. Noch im December 1807 
hatte ein französisches Heer Lissabon besetzt, zn gleicher Zeit wurde auch 
Spanien von den Franzosen überschwemmt. Bereits im Jahre 1808 gab 
Napoleon die spanische Königskrone seinem Bruder Joseph. In demselben 
Jahre hatte er auch den Kirchenstaat des Papstes dem französischen Kaiser¬ 
reiche einverleibt. Voll Haß gegen das ihnen gewaltsam Aufgedrungene 
erhoben )ich aber die Spanier zu einem hartnäckigen und helbemnüthigen 
Kampfe (1808). Dadurch ermuthigt faßte Oesterreich int Vertrauen 
aus den in Deutschland wieder erwachenden Volksgeist den Entschluß, das 
schmähliche, fremde Joch abzuwerfen. Aber Oesterreich blieb ohne Hülse, 
auch Preußen trat ihm nicht zur Seite. Da versuchte der preußische 
Major von Schill in Norddeutschland einen Volksaufstand gegen die 
Franzosen in's Leben zu rufen. Er zog am 28. April 1809 mit feinem 
Husarenregiment aus Berlin an die Elbe und erließ einen feurigen Auf¬ 
ruf ; aber das Volk verhielt sich still, weil der König Friedrich Wilhelm 
^chill’s That nicht billigte. Schill schlug sich durch Mecklenburg und 
warf sich nach (Ltralfuud, wo er, von westfälischen und holländischen 
Truppen umschlossen, tapfer fechtend feinen Tod fand. Seine gefangenen 
Kameraden ließ Napoleon als Hochverräter behandeln. In Braunschweig 
wurden 14 Gemeine und in Wesel 11 junge Offi eiere erschossen. Die 
übrigen Soldaten wurden auf die Galeeren geschickt.*) — Oesterreich 
erlag im Kampfe mit Napoleon; im Wiener Frieden (1809) mußte 
es sich neue Demüthigungen von dem französischen Gewalthaber gefallen 
lassen. Es wurde genöthigt, 2000 Quadratmeileu mit 4,000,000 Ein¬ 
wohnern abzutreten. Mit dem Wiener Frieden war der Bruch zwischen 
Oesterreich und Deutschland vollständig herbeigeführt. Das deutsche Volk 
ging von nun an seine eigenen Bahnen; in Wien aber wurde durch 
den geschmeidigen Staatsmann Fürsten Metternich eine selbständige 
österreichische Politik eingeleitet, die zunächst es für den größten Vortheil 
erachtete, mit Frankreich im freundschaftlichen Verhältnis zu stehen. Da 
wurde es auch Napoleon leicht, eine Ehe mit einer Tochter des Kaisers 
Franz einzugehen, nachdem er sich von seiner ersten Gemahlin, Josephine, 
die ihm keinen Thronerben geboren, hatte scheiden lassen. Im April 1810 
wurde die feierliche Einsegnung des neuen Bundes mit der Erzherzogin 
Marie Luise zu Paris mit vielem Pomp vollzogen. 
*) Glücklicher war der Freiheitsheld Friedrich Wilhelm von Braun¬ 
schweig, Sohn des unglücklichen Herzogs, der bei Auerstädt die Todeswunde em¬ 
pfangen hatte. In seinem Fürstenthum Oels in Schlesien hatte er die Werbung 
eines Korps von 2000 Mann begonnen, dieselbe in Böhmen fortgesetzt und war 
dann in Verbindung mit einem österreichischen Korps nach Sachsen und Franken 
eingedrungen; der Waffenstillstand nach der Schlacht bei Wagram vereitelte jedoch 
fernere Unternehmungen. Er handelte nun für sich, ging über Leipzig nach Halber¬ 
stadt, das von seiner „schwarzen Schar" gestürmt wurde (30. Juli 1809), hielt 
dann seinen Einzug in Braunschweig, schlug sich tapfer durch übermächtige Feinde 
und schiffte am 7. August seine Mannschaft glücklich an der Weser-Mündung bei 
Elsfleth nach England ein.
	        
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