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Liebesgaben bildeten, stand die hochherzige Prinzessin Wilhelm von Preußen,
Marianne, geborene Prinzessin von Hessen-Homburg, nebst acht anderen
Prinzessinnen des königlichen Hauses. — Edle Freiheitssänger hoben durch
ihre begeisterten Lieder den Schwung des Volkes. So E. M. Arndts
Max von Schenkendors, vor allen aber Theodor Körner, der,
Held und Sänger zugleich, am höchsten und reinsten den Herzschlag der
Zeit in Worte gefaßt hat und für die große Sache des Vaterlandes auf
dem Schlachtfelde gefallen ist.
§ 30. Der Freiheitskrieg von 1813.
a. Der Krieg im Frühjahr.
1. Während das preußische Volk in hoher Begeisterung sich rüstete,
den Kampf mit seinen Drängern aufzunehmen, hatte auch Napoleon nicht
gezaudert und ein Heer von 350,000 Mann ausgehoben, zu denen später¬
hin noch 180,000 kamen. Auch die Rheinbundfürsten hatten ihre deutschen
Landeskinder in die Reihen der französischen Armee gestellt. Der „Aus¬
ruf an die Deutschen", den Friedrich Wilhelm und Alexander von Kalisch
aus (26. März) erlassen hatten, daß Deutschlands Fürsten und Völker
sich mit ihnen gegen Napoleon vereinigen sollten, fand bei den verblendeten
Rheinbundfürsten kein Gehör. Nicht einmal Sachsen trat der deutschen
Sache bei.
2. Napoleon, der am 31. März hatte verkünden lassen, „der preußische
Name solle gänzlich ausgelöscht werden aus der Reihe der Völker", ging
mit der Hauptmacht nach Deutschland; Sachsen war sein Ziel.
Auch die verbündeten Heere waren auf Sachsen angerückt; aus der
Mark das russisch-preußische, das der Oberbefehlshaber, der russische
General Wittgenstein, führte — 40,000 Preußen unter Pork, Bülow
und Börstel und 12,000 Russen, — aus Schlesien ein ganz aus
Preußen bestehendes (36,000 Mann) unter Blücher. Es lag den
Verbündeten alles daran, Sachsen zu gewinnen, weil sie dort leicht festen
Fuß fassen, das Königreich Westfalen umwerfen und damit den Rheinbund
sprengen konnten. — Kaum hatte Napoleon seinen Marsch nach Deutsch¬
land angetreten, so versuchte sein Stiefsohn Eugen Bepuharnais mit
30,000 Mann, mit welchen er bei Magdeburg stand, Berlin wieder zu
nehmen. Aber der russische General Wittgenstein und die preußischen
Generale 9)orf, Bülow unb Börstel drangen am 5. April bei Möckern,
in der Nähe von Burg, so ungestüm aus die Franzosen ein, daß sie mit
einem Verluste von 1000 Gefangenen nach Magdeburg zurückweichen
mußten. Nun durfte man hoffen, daß bte Sachsen, deren Land jetzt von
den Verbündeten besetzt wurde, sich der gemeinsamen Sache anschließen
würden, aber das Volk rührte sich nicht. Der König Friedrich August
war beim Herannahen der Verbündeten schleunigst geflohen.
3. Mittlerweile war Napoleon mit etwa 200,000 Franzosen
und Rheinbündlern herangekommen. Er überschritt am 30. April bei
Weißenfels die Saale und marschirte in die weite sächsische Ebene ein.
Er wollte über Leipzig nach Dresden vordringen uud dort den Feind
Schumann it. Heinze, Preußens Geschichte. 9